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Phantomschaltung

30.04.2010

Im ehemaligen Fernmeldeamt Mitte, in einer Halle mit rohen Betonwänden, fand für drei Tage eine Ausstellung mit Werken von 14 KünstlerInnen statt.
Beim Eingang in der Klosterstrasse grüßte uns das Graffiti links.
Für den Anfang nicht schlecht.

Den Charme des Morbiden hatte die Halle auf jeden Fall, die Scene war typisch für Vernissagen, Grüppchen standen vor den Kunstwerken und an der Bar, die u.a. Held Wodka verkaufte, standen die üblichen Verdächtigen herum.

Die Firma Held kultiviert das Image ihrer Drogen, sie waren In-Getränk bei so mancher wilden Party in den "Goldenen 20ern" in Berlin.
Der DJ legte dazu echte Platten mit Filmmusik aus den Sechzigern und funky music auf.
Hauptsächliches Augenmerk unseres Besuchs lag jedoch auf der Kunstbetrachtung.
Der Hersteller des Monsters rechts hatte uns eingeladen und begrüßte uns. Er erklärte uns, wie die Methode Fell auf Bambus zu ziehen, entwickelt wurde. So mancher Pelzmantel vom Flohmarkt ging dabei drauf.
Er verriet uns auch, dass seine anwesende Mutter sich vor seinem Fellwesen ekelt, es erinnerte mich dann auch augenblicklich an eine dicke, fette, ertrunkene Vogelspinne in einer Pfütze in Mittelamerika.
Stefan Heinrich Ebner
Theoretisch tot, 2009
Tierfell auf Bambus


Axel Anklam, Land, 2009, Edelstahl
Dieser Käfig lag zentral in der Mitte des Raumes.
Drahtgeflechte scheinen in der aktuellen Kunst hip zu sein.
Vielleicht suchen Kreative mehr Durchblick in der heutigen Zeit, wo die Mächtigen im Lande mit Hilfe von PR Agenturen versuchen ihre Geldgier zu verschleiern?

"Die kriegerischen Pinguine" rechts sahen von Ferne noch recht niedlich aus. Beim Näherkommen erinnerten die ca. 30 cm großen Figuren jedoch an Außerirdische, die gerade ihrem Raumschiff entstiegen sind und auf den Befehl warten die Erde zu besetzen.
Dalila Dallèas, Les Pingouins guerries


Katrin Kampmann, 2009, Acryl auf Leinwand
1. Frühling am Rhein
2. Im Sonntagshemd
3. Nicht im Traum
In mehreren Ausstellungen sind mir in letzter Zeit Handys als Objekte der Darstellung aufgefallen.
Vieleicht bin ich zu traditionell, aber für mich sind die Quatschkisten nicht wirklich spannend. Es ist gut, dass es sie gibt, sie sind ein Teil unserer Wirklichkeit, doch Kühlschränke und Mikrowellen sind auch praktisch.
Die Künstlerin hofft wohl auf KäuferInnen wie Nokia.

Der Künstler des Werkes links liebt es technisch exakt. Die Zeichnung war doppelt frausgroß.
Diese Vorliebe für´s genaue Darstellen findet sich auch in seinen Bildern von Netzhemden über Frauenbrüsten oder wenn frau sich einen Vibrator in die Vagina schiebt.
Jacob Zoche, Kabelwerk


Nach unserer Kunstbeschau hingen wir noch etwas in der Nähe der Bar ab. Tranken, wie manchmal, recht viel Rotwein, Sekt, Wodka und betrachteten die BesucherInnen.
Irgendwie, finde ich, sehen sie heute viel braver aus als in meiner Jugend, aber 68 ist ja auch schon lange vorbei.
Deshalb hoffen sie wohl mit dem oben genannten Wodka verrucht zu erscheinen.
Arm in Arm schwankten wir später in Richtung S-Bahnhof Alexanderplatz.

Der Telespargel war unser Leuchtturm, er geleitete uns.
Wir stritten uns nur, ob wir den rechten oder linken Fernsehturm anpeilen sollten. Hicks