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Türkischer Honig

10.09.2010

Am Nachmittag besuchte ich eine Fotoausstellung in der Marheineke Markthalle. Wolfgang Krolow, "unser" Fotograf aus dem Kiez um den  Chamissoplatz, stellte seine Bilder aus. Ich fühlte mich beim Betrachten in alte Zeiten zurückversetzt.

Ältere Abbildungen zeigen den Kiez noch unsaniert, die damals "normalen" multikulti 61erInnen, HausbesetzerInnen und die gewalttätige Polizei bei ihrer Arbeit.
Eine Zeit, in der das Wohnen im Bergmann Kiez noch nicht als chic galt und bezahlbar war.
Wolfgang Krolow, Kreuzberg, 1975
Abends schaute ich mal wieder einen herausragenden Film, diesmal aus der Türkei. Neben den Filmen, die sich am Arabesk , dem türkischen herzschmerz Pop, orientieren, kommen immer wieder "russische" Filme von dort. Realismus, eine ruhige Kamera und eindringliche Bilder zeichnen sie aus.
Die Geschichte wird aus der Perspektive der achtjährigen Hauptperson erzählt.
Er füllt diese Rolle fantastisch gut aus.

Der etwas leseschwache Junge beobachtet seinen Vater beim Honigsammeln im Wald und erfährt von seinem tödlichen Sturz von eine Baum.
Im ganzen Film sagt er kaum etwas. Er betrachtet die Welt mit großen Augen.

Den MacherInnen von Bal (Honig) gönne ich den Goldenen Bären, den sie bei der Berlinale bekamen.
Sehr besonders an dem Film ist, dass die sonst Gefühle der Darsteller spiegelnde und Szenen vorbereitende Musik vollständig fehlt. Dora und ich waren begeistert.

Kritiken: Zeit, Bayrischer Rundfunk, Deutschland Radio, Tagesspiegel