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Herumstreunen in Kreuzerg

03.09.2011

Zuerst bewegten wir uns zu dem neuen Park an der Möckernstrasse. Unter den Yorckbrücken entdeckten wir dann dieses Werk ohne Namensschild. Eine witzige Skulptur, mit ihr fiel das Ertragen des Krachs und der Gestanks der Auspuffgase an dieser Strasse leichter.

Einige der Eisenbahnbrücken wurden ja bereits abgerissen. An einem Sockel hat die Natur ihr Zerstörungswerk begonnen. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es nur ein paar hundert Jahre dauern wird, die Spuren des Menschen von der Oberfläche zu tilgen.

Zur Parkeröffnung waren wir schon etwas spät dran. Das Bühnenprogramm war schon beendet, wir legten aber noch eine flotte Sohle zur Mucke vom DJ der Tanzschule Maxixe auf´s Parkett.
Viele Drachen flatterten am Himmel und die Stimmung war ausgelassen.

Gleich nebenan in der Hornstrasse fand das jährliche Straßenfest statt. Kleiner als ich es in Erinnerung hatte, war es zu einem Hoffest der Kirchengemeinde geschrumpft. Dort trafen wir R. und S. und wie um S. glücklich zu stimmen, trat ein Chor aus ihrer Heimat Russland auf.

Wir genossen den lauen Abend, die Gerichte vom Grill und den Rotwein.
Als es dunkeler und kälter wurde brachen wir auf. In einer Brandmauer am Kirchhof hatte sich ein Teelichtkünstler ausgetobt und ich hatte damit den perfekten Abschieds- Knips im Kasten.

Weiter ging´s, die Art Kreuzberg, weckte unsere Neugierde. Im Gebiet rechts und links der Gneisenaustraße waren zahlreiche Galerien geöffnet und an einigen Orten wurde auch Musi oder Performance geboten.

Leider kamen wir zum zweiten Mal zu spät, aber im Atelier von IK & Company brannte noch Licht. Als wir die gute Stube betraten,  lief der Fernseher, Thilo Sarrazin verbreitete wieder mal politischen Dünnpfiff. Ich wollte umdrehen, doch ich bemerkte die Künstlichkeit der Situation .

Und wir entdeckten weitere interessante Werke, wobei Augenstern ihr Wesen freimutig offenbarte. Zielstrebig ging sie zu der Skulptur rechts und fotografierte ein Detail. Für mich bewies sie wieder, das Heteras immer nur an das Eine denken. Die Künstlerin nutzt als Arbeitsmaterial oft Latex. Die Körper wirken dadurch recht echt. Sie durchkreuzt diesen Eindruck, in dem sie Nähte und Klebestellen sichtbar läßt.

Die Werke von Isolde Krams gefielen mir sehr. Bei dem an einen Stein gefesselten Fisch dachte ich sofort an das Ritual, welches teilweise an nicht Geständigen der Hexerei verdächtigen durchgeführt wurde. Man band diese an einen Stein und versenkte sie im See.

Tauchte sie nicht wieder auf, war bewiesen, dass sie nicht log. Gelang es der armen Person sich zu befreien und aufzutauchen, war der Beweis erbracht, dass sie mit dem Teufel paktierte. Der Scheiterhaufen war ihr gewiss.

Von den künstlerischen Fotos, die Augenstern an diesem Tag schoss, gefiel mir diese besonders. In der Tradition der Meister des beginnenden 20sten Jahrhunderts brachte sie sich, vertreten durch ihren Schatten mit ins Bild.