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KunstsucherInnen unterwegs

23.06.2012

Nach dem CSD gings zum Willi Brandt Haus. Im Eingang war eine Disco aufgebaut. Als DJ war eine Transe engagiert. Die SPD verschenkte Luftballons. Ein Schelm, der dabei Böses denkt. Lang dauert es nie, bis die Luft raus ist. Ich halte es bei der SPD mit Ernst Busch: "sie schlagen Schaum, sie seifen ein, sie legen ihre Wähler wieder rein". Um ihr Image aufzubessern, haben sie eine Ausstellunghalle in ihre Parteizentrale integriert.

Wir ließen uns davon jedoch nicht abschrecken und schauten das Haus von innen an. Architektonisch ist das Gebäude teilweise ansprechend. Im Innenhof gibt es viel Schräges zu sehen. Hier wurde das Geld der SteuerzahlerInnen wenigstens hübsch verbaut.

Ganz ansehnlich ist auch das Denkmal für Willi Brandt. Die Skulptur wurde 95 / 96 von Rainer Fetting geschaffen. Sie weist den 'Genossen' den Weg hinaus aus der Parteizentrale. Dort angekommen könnten sie sich freiwillig entscheiden, mal für drei Monate von Hartz IV zu leben.

Die Innenräume sind im Gegensatz zum Rest sehr durchschnittlich  gestaltet. Positiv in den Ausstellungsräumen ist jedoch die gute Ausleuchtung. Wir sahen dort die Bilder der Preisträger des World Press Photo Award an. Der Besuch der Ausstellungen ist kostenlos.

 Laerke Posselt Portrait
Ein Personaldokument ist jedoch zwingend gefordert. In der Präsentation wurden in verschiedenen Kategorien die ersten drei Preisträger gezeigt.
Es waren tolle Arbeiten darunter. Manche, besonders die Sport- und Naturfotos waren mir zu stylish, hier wurde für meinen Geschmack zu viel nachträglich mit Software manipuliert. Kunst á la Jeff Koons in die Fotografie zu übertragen, ergibt auch nur Kitsch.
Mir stach das Foto der Gewinnerin in Bereich Portrait besonders  ins Auge.

Das ist absolut kein Versuch eines realistischen Abbildes der Wirklichkeit, künstlerisch wohl von Man Ray inspiriert.
Immer nach Fotoausstellungen ist meine Liebste ein wenig angestochen, es den Vorbildern gleich zu tun. So entstand die Aufnahme links.

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Die nächste Station war das offene Atelier von Kani Alavi. Der ist unter anderem als Mauermaler bekannt geworden. Ihr findet ein Werk von ihm an der East-Side-Gallery. Wir kauften nichts, aber schlürften Prosecco und knabberten Nüsschen auf Kosten des Künstlers.

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Ein bisschen Kunst ging noch rein. Wir besuchten die Vernissage von "When Violence becomes decadent" im Freien Museum Berlin. Dort stellten indische KünstlerInnen aus.
Auf dem Plakat ist eine Arbeit von Rajkamal Kahlon zu sehen. Zwei Sikhsoldaten stehen neben einem Offizier, wahrscheinlich schlugen die Beiden ihm den Kopf ab.
Wir sahen Kunst, die sich mit Gewalt, Ausbeutung und sozialer Verwerfung in Indien beschäftigt.

Leena Keyriwal
The Tram Ride, 2011
Dass Menschen auf der Strasse leben und an Hunger krepieren, während der Mittelstand sich in Vierteln verschanzt, die nur mit Einlaßkontrolle zu besuchen sind, verunsichert die KünstlerInnen.
Das augenfälligste Objekt der Ausstellung war ein Geflecht aus Stacheldraht. In diesem waren rote Kugelkerzen eingearbeitet.

Als Aktion wurden sie angezündet und brannten langsam ab. Diesen Vorgang haben wir für euch dokumentiert.

















Die Ausstellung ist noch bis zum 29.07.2012 zu bestaunen.Wir fanden das meiste spannend.
Im Freien Museum ist eine kleine Kneipe integriert und da das Wetter mitspielte, gammelten wir noch eine Weile auf dem Hof rum. Erst als der Rotwein ausging, fuhren wir voll Kunst Heim.