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Ein Gerippe auf seinem Weg

05.09.2012

Moderne finnische Kunst überrascht mich immer wieder und dieses mal besonders. Auch das sich sonst recht brav darstellende Finnland Institut war plötzlich eine Plattform für freche aktuelle Kunst.

Pekka und Teija Isorättyä sind ein Künstlerpaar mit einem Labor in Berlin Neukölln, dort betreiben sie auch eine Klinik für invalide Roboter.
Ein solcher zog in der Ausstellung seine Kreise. Die Rentnerin war nicht mehr ganz taufrisch, aber ein guter Eyecatcher. Sie nutzte eine Autobatterie als Energiequelle.
Das kreative Potential des Künstlerpaares ist so hoch, dass Finnland ihnen ruhig den Pavillon bei der Biennale in Venedig zur Verfügung stellen sollte.

Dass Finnland sich schlecht darstellen kann, hat es ja beim letzten Mal in den Giardini bewiesen. Finnland Pavillon 2011.
Es tut mir leid, aber so etwas auf der Biennale zu zeigen, ist oberpeinlich.
Es gibt so tolle KünstlerInnen wie das Pärchen, da muss das doch nicht sein.
Dass diese auch mit traditionellen Materialien gut umgehen können, seht ihr an dem Elch, der aus Wurzelwerk gearbeitet wurde.

Etwas grenzwertig, aber auch genial, ist eine Skulptur, in der sie die Haare eines verstorbenen Freundes verarbeitet haben. BesucherInnen durften ihn ein wenig zum Leben erwecken, indem sie seine langen Haare um eine Achse wickelten und die bewegliche Gliederpuppe damit am Kopf nach hinten zogen. Als ich das selbst tat, war ich eigenartig berührt, aber mit der Skulptur haben sie auch ein bezauberndes Denkmal für ihren Freund geschaffen.

So soll Kunst mich berühren!!!!!
Aber es kam noch besser. Das Pärchen ist auch musikalisch tätig. Auf der Terrasse spielten sie mit weiteren ein swingendes Set, in dem auch  performende Elemente vorkamen. Die Musik war eingängig, aber ebenfalls bezaubernd und ziemlich schräg.

Absolut irre wurde es, als sich die Spielerin der singenden Geige einen Hut aus Plastikbechern aufsetzte und diesen mit einer Flasche Tequilla füllte. Dann verteilte sie Strohhalme zum Trinken.
Diese Performance mit Alkohol war wohl speziell für die FinnInnen entwickelt. Diese drängelten heftig nach den Saugrüsseln, um den Nektar zu trinken.
Ich sah in den letzten Jahren selten so qualifizierte Kunst und geile Performance.
Auf ihrem WEB könnt ihr mehr erfahren.