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Kunst in Friedenau erradelt

23.09.2012

Nach dem Frühstück fuhren wir auf der Südwestpassage durch Friedenau. Fast sechzig Kulturinstitutionen im Kiez hatten geöffnet und zeigten Kunst und Klimbim. Einiges haben wir für euch dokumentiert.

kunstkammer friedenau
Handjerystraße 94
Hier wurden Skulpturen und Malerei von Mary Dunn vorgestellt.
Das Gemalte war trivial, aber die aus unterschiedlichen Materialien hergestellten Skulpturen waren schön.

Mir gefiel eine Handtasche in Porzellan, die Liebste war von einer überdimensionalen Aktentasche aus Holz begeistert.
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Brutto Gusto
Stubenrauchstraße 27
Bei dem Namen erwartete ich keinen guten Geschmack, eher Trash. Doch nicht mal der war spannend. Schade!
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Atelier Alles Mögliche
Odenwalder Straße 21
Hier zeigte Eric Pawlitzky Fotos einer Bahnreise an der Ostgrenze der EU entlang.
Weshalb die Liebste Morbides liebt, erschließt sich mir nicht. Sie war in ihrem Element und glücklich, als sie Motive entdeckte, die sie selbst abgelichtet hatte. 
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Atelier Susanne Wehr
Fröaufstrasse 7
Dort sahen wir PhotoCutouts und Schwarzweiß Fotografien. Cutouts bestehen aus in Streifen geschnittenen Fotos. Sie werden so drapiert, dass sie fast wie Blumen wirken.
Frau Wehr sammelt auch private Fotos und stellt sie im Internet unter ihrer WEB- Adresse aus.
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Helmut Koppenhagen, Modern Art Gallery
Odenwaldstrsse 12
Die Galerie fällt durch eine Holzfigur in Vorgarten auf. Von den vier gezeigten KünstlerInnen fielen uns lediglich die Skulpturen von Sara Berti  angenehm auf. Sie war auch schon auf der Biennale in Venedig im italienischen Pavillon vertreten..
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Atelier Sabine Wild
Eschenstrasse 4
Hier wurden großformatige Fotoprints gezeigt. Diese waren stark farbig verfremdet.
Die Drucke waren mir zu dekorativ, glatt und langweilig und mit Preisen ab 1000 Euro auch noch überteuert.
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Atelier für Malerei Karl-Bernd Beierlein und Ute Safrin
Varzinerstrasse 5
Er malt hauptsächlichWolken und Landschaften.
Sie gestaltet spannende figürliche Plastiken aus Ton.


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Dieter Barz Lichtdesign
Hedwigstraße 14
Der Besuch war eher privat. Der Lichtdesigner präsentierte seine Arbeiten in seiner Wohnung. Selbst war er nicht anwesend, aber sein Sohn vertrat ihn. Seine Leuchtkörper sind sehr ansprechend.
LED´s nutzt er als Lichtquellen.
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Heike Roesner ROESNEREI
Varziner Straße 5
Hier wurden aus Papier, Leim und Draht gefertigte bunte Figuren gezeigt. Sie erzählen märchenhafte Geschichten.
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unser - Kaufladen für Dinge und Anlässe
Stubenrauchstr. 46
Ein kleiner netter Laden für alles Mögliche und Unmögliche zwischen Kunst und Schnickschnack. Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt einen Blick hinein wagen.
Zur Feier der Südwestpassage hatten die BesitzerInneneinem dem Baum und einem Moped vor der Tür was Wolliges gestrickt.
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Im nächsten Jahr will ich früher aufstehen, um noch mehr Kunstorte zu sehen.

Armes Huhn im Wienerwald

 23.09.2012

Zwei Freundinnen, A. und ich sahen die "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horvath im Berliner Ensemble.
Ein bitterböses Familiendrama aus dem Zeitraum nach der Weltwirtschaftskrise und vor dem heraufziehenden deutschen Faschismus.

Zur Geschichte:
Ein jugendlicher Gockel namens Alfred  ist mit der vermögenden reiferen Henne Valerie liiert. Als diese entdeckt, dass er sie um Wettgewinne betrügt, sucht er sich ein junges Huhn, um sich an ihr zu rächen. Die Legehenne Marianne verlässt wegen ihm ihren ungeliebten, aber vermögenden Verlobten (der ist Fleischer) und schenkt Alfred ein Kind. Doch ihr Galhahn verlässt sie bald, das Pflichtprogramm war ihm wohl zu anstrengend.

Um zu überleben, zieht sie jeden Abend ihr Federkleid aus und tanzt nackt vor geilen alten Gockeln. Als sie sich weigert sich mehr zu prostituieren, zeigt ein enttäuschter Freier sie wegen nicht vollzogenem Beischlafdiebstahl an.

Deshalb muss sie einige Zeit in einer Mastanlage der Firma Wiesenhof zubringen. Derweil sorgt Oma Henne, bei der ihr Küken untergebracht ist, dafür, dass dieser uneheliche, unchristlich gezeugte Balg an einer Lungenentzündung eingeht.

Aus dem Hühnerknast entlassen erfährt Marianne vom Tod ihres Kindes und bricht zusammen. Doch ihr ehemaliger Verlobter fängt sie auf und bald ist der Ehevertrag perfekt.
Ente gut - alles gut oder nicht?
Zum Schluss spielt die mörderische Oma ungerührt auf ihrer Zither „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Johann Strauß.


Ich fand die geballte Packung Elend recht gut angerichtet, doch eine Aktualisierung hätte ihr sicher gut getan. Doch die exzellenten SchauspielerInnen erreichten, dass die Aufführung der angestaubten Geschichte sehr sehenswert wurde.
Ödön von Horvath erweist sich mit seinem 1931 uraufgeführten Stück als drastisch beschreibender Autor, bei dem die Figuren im Laufe der Handlung immer mehr im ausweglosen Schicksal versinken. Erinnerungen an "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin kamen bei mir dabei hoch. Auch der wurde damals dafür kritisiert, dass seine Figuren sich nicht wehren, mir wäre dies auch angenehmer. Leider fehlt vielen der Mut dazu.
Trotzdem vertrieben die Deutschen die beiden Schriftsteller, nachdem sie 1932 ihren Führer gewählt hatte.

Kritiken der Anderen: Kulturradio, Tagesspiegel,

Im Anschluss war zum jährlichen  Sektempfang der Theatergemeinde Berlin geladen. Zum Glück war der BE Intendant Klaus Peymann verhindert und redete nicht. So wurde der Wein nicht sauer und die Häppchen verschimmelten nicht.
Ein schöner Abendausklang.