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McSound

10.10.2013

In letzter Zeit will die Volksbühne weg von Image eines spröden und anstrengenden Theaters. Auch ich bin in den letzten Jahren einige Male verzweifelt während einer Vorstellung aufgestanden und gegangen. Wenn ich nach einer Stunde Zuschauen das Gefühl habe gar nichts verstanden zu haben, fühle ich mich verarscht.
Das erste Mal fiel mir die Veränderung im Spielplan auf, als ich dort Die (s)panische Fliege sah. Da gab es kein gestelztes Sprechtheater sondern eine humorvolle turbulente Komödie. Ich habe mich köstlich amüsiert. Doch im Nachhinein kamen mir Zweifel, ob mich so ein inhaltsloses Stück wirklich befriedigt.

Als ich Karten für das Schottenstück (Macbeth) gewann, wusste ich schon, dass mich eine Musikshow erwartete.
Eigentlich ist das Stück eine Tragödie um einen Provinzfürsten in Schottland, der durch seine machtgeile Frau dazu gebracht wird sich auf dem Königsstuhl zu morden.

Leider taucht diese Geschichte im Stück fast gar nicht auf und / oder wird dadurch noch unverständlicher, dass Macbeth auch noch isländischen Text spricht.
Zum Glück sagt und singt seine Frau ab und zu mal Sätze in Deutsch, so dass der rote Faden doch nicht ganz verloren geht.

Es wird aber vorausgesetzt, dass man / frau den Hintergrund kennt, ein wenig wie in einer italienischen Oper.
Neben dieser etwas dummbatzigen Idee ist das Spiel von Lady Macbeth hervorragend und der Musikeinsatz ist ein Parforceritt durch die Musikgeschichte.

Henry Purcell – The Queen´s Funeral March
Henry Purcell – Canzona
Arnold Schönberg – Suite für Klavier op. 25 Trio
Arnold Schönberg – Rote Messe
Ludwig van Beethoven – Come fill, fill my good fellow
Jón Leifs – Vögguvísa
Geoffrey Burgon – Nunc Dimittis
Johann Sebastian Bach – Passacaglia in C-Moll
Béla Bartók – Miraculous Mandarin
Johann Sebastian Bach – Partita II C-Moll BWV 826, Sinfonia
Pietro Locatelli – Cappricio
John Cage – Experiences No 2
Henry Purcell – Funeral Sentences
Henry Purcell – Thou knowest Lord
Cream – Strange Brew
Nina Simone – Tomorrow is my turn
Eugène Ysaye – 2. Sonate
The Shaggs – Philosophy of the World
Giovanni Battista Pergolesi – Stabat Mater
The Doors – Shaman´s Blues

Das ist eine tolle Zusammenstellung und die Musik kommt nicht vom Band. Alles ist live gespielt, zu mindestens gesungen. Die Vielseitigkeit und das Können der Agierenden kann ich nur bewundern.
Trotz der fast vollständigen Abwesenheit von Shakespeare verließ ich die Vorstellung nicht vorzeitig.

Kritiken der Anderen: Nachtkritik, Deutschlandfunk, TAZ, Berliner Zeitung

DarstellerInnen: : Thorbjörn Björnsson, Paul Brody, Marie Goyette, Gabriella Hamori, Jelena Kuljic, Sir Henry, Lilith Stangenberg und Nurit Stark
Regie: David Marton
Raum: Bert Neumann
Kostüme: Nina von Mechow
Licht: Frank Novak
Video: Jörg Sternberg
Ton: Klaus Dobbrick, Gabriel Anschütz
Dramaturgie: Thomas Martin, Barbara Engelhardt

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