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Performance - ansehen und mittanzen

09.03.2013

Wer wagt, gewinnt, manchmal. Das Glück war auf meiner Seite als ich die Karten für das Stück Dancing About der Gob Squad auswählte. Der Gruppe geht zwar ein legendärer Ruf voraus, doch bei Performance bin ich sonst sehr zurückhaltend.

© David Baltzer
Die Vorstellung begann mit einer Prozession von fünf Personen in Insektenkostümen. Sie stellten einen Glaszylinder auf einen Sockel vor den Zuschauern ab. Der sich anschließende Gruppentanz stellte eine Lobpreisung der Natur dar und bezog sich eindeutig auf den Zylinder.

© Irmeli Rother
Zu diesem Zeitpunkt beschlich mich die Ahnung, dass irgend etwas Lebendiges darin sein muss. Einzeln legten die TänzerInnnen ihre Masken ab und begannen sich dem Wesen, das sie Natur nannten, zu erklären. Es war ein wenig als wenn sie Kontakt zu Außerirdischen aufnehmen und dabei versuchten von sich zu berichten.
Dabei konnten die ZuschauerInnen sie nicht nur direkt beobachten, sie wurden auch von Kameras verfolgt. Die Bilder wurden an die Rückwand der Bühne projiziert.

© Irmeli Rother
Es folgt eine Bekenntnisorgie, in der Ich aber auch Wir Sätze formulieren wie "Wir haben Angst, dass unsere Kinder uns bald peinlich finden" oder "Wir denken zu viel". Die Generation der Tanzwütigen bespiegelt sich selbst, mal banal, mal philosophisch, und tanzt zu Discoklängen. Mir juckten die Hufe, ich wollte mitzappeln.

© Thomas Huntke 
In der Pause durfte die Natur dann auch besichtigt werden. In dem Zylinder saß eine Gottesanbeterin oder Mantodea. Diese Insekten verharren ruhig bis etwas Essbares vorbei kommt, um dann zuzuschlagen.
So sparen sie Energie und verhungern ob ihrer guten Tarnung nicht.
Der perfekte Gegensatz zu den zappeligen und immer sich zeigen wollenden Bühnenegos. Sicher sah und hörte das Tier alles was gespielt wurde, doch leider konnte ich nicht ergründen, was es von der Vorstellung dachte.

Mir und der Liebsten gefiel das Stück im Gegensatz zu den KritikerInnen gut.

Die Meinungen der Anderen: Taz, TagesspiegelNachtkritik
Einen heftigen Bocksprung leistete sich die Kritikerin der Nachtkritik, sie hielt das Insekt für eine Heuschrecke!?! Wenn das einer Fliege passiert endet es tödlich.


... lautet das Motto der Techno Generation, welche das Stück darstellte. Deshalb erschien nach Ende der Verstellung ein DJ und heizte den Roten Salon mit Elektroswing ein. Wir schwangen das Tanzbein unter dem Diskofirmament, bis wir die nötige Bettschwere erreicht hatten.

© Irmeli Rother