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Zwei Mädels 1962

17.04.2013

Mit dem Film Ginger und Rosa hat die englische Regisseurin eine kluge und genaue Milieubeschreibung des intellektuellen Englands der Periode zur Zeit der Kubakrise hingelegt. Damals rüsteten sowohl die USA, wie die UdSSR atomar auf.

Die wechselseitigen Provokationen und der Versuch eine nukleare Erstschlagfähigkeit zu erringen ängstigte die Menschen. In Großbritannien entstand die Bewegung Bam the Bomb, die regelmäßig den Zugang zum Militärflughafen Greenham Common blockierte. Dort waren US Atombomber stationiert. Es kam zu Demonstrationen in London mit 100.000 Menschen.
Das Bild oben stammt aus 1960, das rechts aus 1982.

Die Regiseurin Sally Potter setzt mit ihrem Film auch dieser Bewegung ein Denkmal.

Doch er ist in erster Linie die Geschichte zweier pubertierenden Mädchen um 1960.
Sie sind Freundinnen wie ihre Mütter. Während der Wehen hielten sich die Mütter an den Händen.

Zur selben Zeit explodierte die Bombe in Hiroshima. Damit war ein neuer tödlicher Schrecken der Menschheit geboren.
Ginger bewundert ihren Vater, der wegen Kriegsdienst Verweigerung im Knast saß.
Sie sieht in diesem ein Vorbild. Von ihrer Mutter, der von ihm verlassenen jammernden Frau, hält sie wenig. Sie will kein Heimchen am Herd wie diese werden. In ihr arbeitet bereits, der in den 60ern aufkeimende Feminismus.

Sie schreibt Gedichte, denkt viel nach und schleppt ihre Freundin Rosa auf Anti Kriegs Demos. Doch Rosa ersehnt mehr eine "normale" Frau zu sein. Sie ist schon sexuell aktiv, fickt mit Gingers Vater und endet vorläufig als dessen Hausfrau.

Es ist schon absehbar, dass er sie bald wieder gegen Frischfleisch eintauschen wird.
Für Ginger bricht die Welt zusammen, als sie von den beiden eingeladen wird und sie sieht wie Rosa wie ihre Mutter kocht und das Essen serviert.

Bei einer Blockade Aktion wird sie von englischen Bullen verhaftet und bricht psychisch zusammen. Der Vater als Vorbild hat ausgespielt und die Freundin scheint ihr eine dumme Verräterin.
Zum Glück hat Ginger Freunde...

Meine Liebste und ich waren von diesem geradlinig erzählten Film begeistert. Er erweckte in mir die Lust sich über die Zeit zu informieren.
So muss Kino sein. Die Bilder waren so eindringlich, das auf den Text fast zu verzichten war.
Deswegen, bitte OmU ansehen!

Kritiken der Anderen: Zeit, Spiegel, Süddeutsche