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Punkt, Zeile und Reihe

21.04.2013


Sonntags mal ein kurzer Bildungsurlaub, diesmal im Hansaviertel. Wir zogen mit einem Wissensträger von StattReisen durch dieses Neubaugebiet, das während der Interbau 1957 entstand.

Mit dieser Bauausstellung reagierte der Senat auf das Projekt des Ostberliner Magistras in der Stalinalle, wo Häuserzeilen im so genannten Zuckerbäckerstil erbaut worden waren. Die heute so hippen Wohnhäuser waren damals ein Vorzeigeprojekt des Sozialismus.

Deren Design schien zu dieser Zeit rückwärts gewandt, denn sie nutzte klassizistische Anleihen, wirkte aber im Gegensatz zur faschistischen Architektur eher verspielt.

Dagegen wollte der Westen die Moderne setzen und lud die führenden internationalen Architekten ein Häuser zu gestalten. Das Areal wird im Norden durch eine S-Bahn Linie begrenzt und durch die breite Altonaer Strasse zerschnitten. Einige der auch heute noch bekannten Architekten waren:
Diese schufen Typen Häuser, die als Muster für die neue Architektur gelten sollten.
  1. dieser Typ besteht aus Bungalows, sie werden als Einfamilienhaus bezeichnet. Hinter einer nach außen hin geschlossenen Mauer sind sie versteckt, diese erinnert etwas wie die heutigen Siedlungen für die Herrschenden, nur das heute dort Sicherheitspersonal präsent ist.
  2. dieser Typ werden Punkthäuser genannt. Ein quadratischer Grundriss und eine Geschosshöhe von mindestens 10 Etagen beschreibt diese Gebäude.
  3. Lange Riegel mit mindestens vier Stockwerken werden Zellenbauden genannt.
Die Siedlungen Gropiusstadt und Märkisches Viertel, die nachfolgend nach diesem Muster in Westberlin errichtet wurden, hatten jedoch nie den Charme des Hansaviertels. Im Hansaviertel sorgten verschiedene Architekten für Abwechslung, in den Siedlungen wurde ein Haustyp hunderte Male dupliziert. So entstand gähnende Langeweile.










Zur Interbau pilgerten damals die BerlinerInnen trotz Eintritt. Neben den Gebäuden lockte die noch nicht fertig gestellte U-Bahn Linie, die mit VW Bahnen befahren wurden und eine Seilbahn.



Die Führung durch unseren Wegbegleiter der Stattreisen war wie immer kompetent und Wissen fördernd.
Ich erfuhr viel von dem, was ich euch hier geschrieben habe.
Zu Fuß durchmaßen wir in einem Pulk von zwölf Neugierigen das mit viel Grünflächen durchsetzte Viertel.

Unsere Tour endetet an der Giraffe genanntem Hochhaus. Dort waren die Arbeiter Apartments untergebracht, in zwei getrennten Flügel waren die Geschlechter getrennt. Mit Küchen im Frauentrakt und Kochnischen für die Männer, wie es dem gesellschaftlichen Bild entsprach.

Im selben Haus befindet sich das Restaurant Giraffe. Es ist preiswert und hat eine bezaubernde Terrasse.