Dieses Blog durchsuchen

Papa der Wilden

22.04.2013

Der große Schlachter, 1963
Mit der Liebsten am Montag in der Berlinischen Galerie. Sie hatten mal wieder einen tollen Berliner ausgegraben. Diesmal war es K.H. Hödicke, durch dessen Ausstellung wir uns fachkundig führen ließen. Er hatte 1960 sein Studium an der Hochschule der Künste aufgenommen. 1974 wurde er dort Professor und einer der Väter der Jungen Wilden, die die Leinwände mit dicken Pinseln voll Ölfarbe traktierten. Wie oben zu sehen ist, war er teilweise auch ganz schön wild.

Kalter Fluss, 1969
Hödicke selbst zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur malt, Skulpturen und Videos gehören ebenfalls zu seinem Œuvre.
In der großen Halle überraschte er mich positiv mit einem sehr besonderen Werk. An der Decke hing ein offenes Fass. Aus ihm lief Bitumen auf den Boden. Diese ist jedoch so dickflüssig, dass es Monate dauert bis alles auf dem Fußboden angekommen ist.
Der Künstler bietet diese Performance an. Ihr könnt so ein Fass bei ihn bestellen und es auslaufen lassen.

Bild - geteert - gefedert, 1968
Den Preis müsst ihr erfragen. Passt natürlich nicht in jede Wohnung und stinkt etwas.
Dass Hödicke viel Spaß an ungewöhnlichen Materialien hat, zeigt das Werk links. Die mittelalterliche Strafe Teeren und Federn ist bekannt. Was die Leinwand getan hat, dass sie so bestraft wurde, ist nicht bekannt.

Partitur, 1996
Auch beim Betrachten der Bilder des Künstlers wurden es mir nicht langweilig.
Das rechts erinnerte mich an eine Stahlbrücke über der Spree mit gelben Laternen, jedoch wenig an ein Musikstück.

Himmel über Schöneberg, 1973
Was mich als Berlin liebender Berliner immer freut, ist wenn ich ein Stück der Stadt wiederfinde, auch wenn es nur ein Hinterhof mit Himmel ist.
Dafür können mir die meisten "Sehenswürdigkeiten" aus der Zeit der kaiserlichen Blutsauger gestohlen bleiben.
Bei diesem Bild bekomme ich Heimweh.

West-Side-Drive-Squeegee, 1973
Aber vielleicht bin ich rührselig geworden, dass ich enge stinkende Hinterhöfe in der Erinnerung vergolde.
Da Hödicke seit 1957 Wahlberliner ist, hat er auf vielen seiner Bilder das alte Westberlin in seiner Mauerenge gemalt. So werde ich von ihm schon wieder nostalgisch abgeholt.