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20 Jahre Atelierhaus

29.06.2013

Treptow begrüßte mich mit einem Menetekel an der Wand. Danach musste ich ständig an meine Mutter denken. Nein, sie war keine Bestie, nur vielleicht etwas Besitz ergreifend.


Ein paar Meter weiter befindet sich das Atelierhaus Mengerzeile. Es entstand bald nach der Einverleibung der DDR in einem zum Amiga Plattenverlag gehörenden Fabrikgebäude am Treptower Mauerstreifen.

Der Betreiberverein hatte aus Anlass des Zwanzigsten geladen.
Nachmittags gab es ein Hoffest mit Bratwurst, Getränken und Jazz. Außerdem waren Ateliers geöffnet und luden zum Schauen und Schwatz mit den KünstlerInnen ein. Ab und zu wurde auch etwas zu knabbern und zu trinken angeboten.

In einem Atelierhaus findet sich meist was Interessantes. Doch meine Mutter hätte wohl dazu gesagt: "Diese Künstler, da haben sie einen Stuhl und dann müssen sie ihn kaputt machen ".
Zum Glück habe ich ihren Humor nicht geerbt.

Von dem Bildern, die ich sah, fielen mir die mit Leuchtfarben gemalten realistischen Motive von Cameron Rudd besonders auf. Das linke Bild hatte bestimmt ein Format von zwei mal zwei Metern und ist in seiner Grellheit sicher auf Dauer nur in sehr großen Räumen zu ertragen.
Trotzdem gefielen mir die Bilder, denn sie sind zwar detailgetreu gemalt, doch durch ihre Farbigkeit verschwimmen sie.

Nachdem ich mich bei Rotwein und Bratwurst etwas vom Kunstgenuss erholt hatte besuchte ich die in der Hausgalerie stattfindende Vernissage.
Dort stellten alle Atelierhausmieter je ein Objekt aus. Ich zeige euch eine Auswahl nach meinem Gusto.

Nach der Eröffnungsrede bemerkte ich scheinbar vergessene Putzutensilien. Irritiert war ich als Töne aus dem Scheuerlappen zu hören waren. Margund Smolka hatte einem Minivideo Player darin platziert.
Das war witzig und bezaubernd.
Die Künstlerin bearbeitet sonst auch Steinblöcke und Fotos.
Der Titel: Wieder und wieder
Das Bild mit dem Titel Freundinnen begeisterte mich sofort. Alex Tennigkeit malt klassisch und gut.
Das im Kaligrafiestil getuschte Blatt von Marianne Wirries gefiel mir gut. Weshalb die Arbeit den Titel yes sir trägt konnte ich nicht ergründen.
Marianne hatte Stimmband Entzündung und konnte nicht mal Pieps sagen.
Kate Hers löste mit ihrem Foto einer Performance leichten Ekel bei mir aus. Auch der Titel Fleischfreude ließ keine Fleischeslust bei mir aufkommen.
Vielleicht ist das Bild was für einen Kalender der Fleischerinnung.
In meine Küche kommt so etwas höchstens mit guter Deko, ein wenig Gemüse, Petersilie und Dressing muss sein.
Danach schaute ich mir noch mal ins Atelier von Alex Tennikeit an.
Ihr Selbstportrait als Cyborg (Mensch mit künstlichen Ersatzteilen) haute mich um. Ähnlich wie die Fotografin Cindy Sherman stellt sie sich selbst immer wieder in anderen Rollen dar. Angenehm finde an ihr jedoch, dass auf ihren Bildern auch andere Personen zu finden sind.
Teilweise sind ihre Motive jedoch recht düster und horrorhaft. Ich hoffe sie träumt sie nicht.

Dann steuerte der Abend auf den Höhepunkt zu. Im Keller, der Amiga Club genannt wird, startete eine Disko Party. Ich tanzte einige Stunden. Es wurde eine tolle Nacht .