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Seniorenresidenz Verdi

25.12.2013

Frei nach dem Film Il bacio di Toscana zeigte die Volksbühne das Stück Villa Verdi.
Giuseppe Verdi hat, anders als der asoziale Rassist Richard Wagner, von seinen Einnahmen als Komponist eine Pension für mittellose SängerInnen und TänzerInnen gestiftet. Diese existiert noch heute in Mailand. Unter dem Link Casa Verdi könnt ihr einen liebenswerten Bericht über das Haus lesen.
Im Schauspiel der Volksbühne treten ebenfalls ältere KünstlerInnen auf und die Bühne ist dem Inneren der Villa nach empfunden.

Die alten Recken sitzen an Schminktischen und diskutieren wie sie die jährliche Aufführung des Hauses gestalten sollen.
Es droht eine Kürzung der staatlichen Zuschüsse für die Villa.
Politiker versuchen wieder den Reichen das Geld zu geben und den Armen zu nehmen.
Deshalb, und gegen Mittelstreichungen bei der Kultur, wollen sie protestieren.
Schön ist es, dass es dem Regisseur gelungen ist, viele pensionierte DarstellerInnen zu gewinnen.

Die spielen, als wenn es darum geht, dass sie nicht vergessen werden. Doch genau das ist ja auch ein Problem vieler älterer DarstellerInnen.
Davon erzählen sie, von abgewickelter DDR Kultur und Rausschmiss und Hartz IV.
Ständig blitzt jedoch die Spiellust wieder auf.

Am härtesten trifft das Altern wohl die TänzerInnen, sie sind mit dreißig weg vom Fenster.
Yoshiko Waki verdeutlicht dies drastisch. Nachdem ein junges Paar einen Pas De Deux hingelegt hatte, schob sie eine Kreissäge auf die Bühne und ab war das Bein. Fortan tanze sie mit blutigem Stumpf und Krücken.

Trotz dieser bedrückenden Momente sind die Alten einfach eine Wucht.

Hildegard Alex (Johanna Edel), Sarah Behrendt (Nora Melrose), Annekathrin Bürger (Ebba Kühn), Cornelia Kempers (Anni Schmidt), Jochen Kowalski (Max Wallstein), Roland Renner (Antonio Ristuccio), Ilse Ritter (Maria Janson), Andreas Seifert (Karl Grün), Jutta Vulpius (Katerina Skolonski), Harald Warmbrunn (Hans Borowski), Osvaldo Ventriglia (Tänzer), Yoshiko Waki (Tänzerin), Frank Maus (Musikdirektor Kurt Leider), Sandor Farkas (1. Geige), Karl-Heinz Brößling (2. Geige), Erhard Starke (Bratsche), Daniel Roither (Cello)

Regie: Johann Kresnik
Text: Christoph Klimke
Komposition/Arrangements: Walter Haupt
Bühne: Marion Eisele
Kostüme: Erika Landertinger
Konzeptionelle Mitarbeit/ Musikdramaturgie: Joachim Rathke
Licht: Torsten König
Dramaturgie: Sabine Zielke

Kritik der Anderen: Nachtkritik, Deutschlandfunk, Berliner Zeitung, Tageszeitung,