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Working for the Yankee Brause

15. / 16. 10.2010

Leider muss ich jetzt im Schweiße meines Angesichts arbeiten und bin ob der Hitze ganz schön geschafft.
Es ist schon etwas pervers für Coca Cola zu arbeiten und dazu noch in Nigeria, damit die Oberschicht ihre Zuckerbrause trinken kann.
Auch innerhalb der Fabrik ist die Situation stark von hemmungsloser kapitalistischer Ausbeutung bestimmt.
Wir Fremdarbeiter aus Europa sind vorher vergattert worden hohe Sicherheit Standards einzuhalten.

Die Schwarzen jedoch klettern ohne Schutzausrüstung auf wackligen Gerüsten herum. Offensichtlich kostet deren Leben und Gesundheit sehr viel weniger als unsere.
In der neuen Produktionslinie, die ihr rechts seht, ist es meine Aufgabe die elektrischen Geräte auf ihre Funktion zu testen.

Aber es gibt auch Lustiges in Lagos zu erleben. Gestern hatte die Stadtverwaltung einen Tag des BITTE NICHT HUPEN ausgerufen. Dafür trugen alle Uniformierten Warnwesten mit der entsprechenden Aufschrift. Das war lächerlich anzusehen, denn wild gehupt wurde wie immer. Bei solchen schwachsinnigen Ideen ist zu vermuten, dass die Berlin Marketing aus meiner Heimatstadt dahinter steckt. Wenn Wowi noch keine Lust auf Ruhestand hat, könnte er sich auch gut hier einbringen.



Die Stadt als "Centre of Excellence" anzupreisen, ist ungefähr so wie einen Hundehaufen als kleinen braunen Hügel zu vermarkten. Das ist Marketing in Reinkultur.

Damit die Ausgebeuteten still halten ist die Stadt voller Gotteshäuser. Von den Wänden lächeln einem Heilsprediger zu. Diejenigen die dort hingehen, erhalten aber noch nicht mal Opium, nur heiße Luft.
Doch schlimmer als die verlogene herrschende Klasse des Landes sind sie wohl auch nicht.

Nachdem wir die drei Sicherheitsperren passiert hatten, um den Apartment Komplex zu erreichen, freute ich mich auf die Dusche danach.
Derweil sitzen meist kleine Drachen auf dem Hof der Hotelanlage und sonnen sich. Leider sind die Biester kleiner als in Zentralamerika, zu klein um verspeist zu werden.
Nach der Dusche genieße ich ein warmes Essen und meist ein paar Savana (Cider aus der RSA) und überlege, was ich Euch schreiben kann.

Nachts Schlaf zu finden ist allerdings nicht einfach. Hier nervt nicht der Verkehrslärm. Die Klimaanlagen brummen ständig, dazu kommen die, immer mal wieder bei Stromausfällen anspringenden, recht lauten Stromgeneratoren. Wenn es dann mal ruhig ist, geht bestimmt eine der zahlreichen Alarmanlagen der Umgebung los.
Wenn ich dann schlafe, träume ich von Berlin. Hier ist das kulturelle Angebot sehr reduziert. Gerne würde ich eine Disco besuchen, aber ich bin nicht lebensmüde.

Am Tag vier schaute ich mich etwas auf den Fabrikgelände um.
Paletten mit der Brause stehen überall herum, dazwischen rasen Gabelstapler in einer Atemberaubenden Geschwindigkeit herum und beladen in Deutschland sicher nicht zulassbare LKW.
Seit gestern beherberge ich in meinem Appartement einen kleinen Gast. Frau oder Herr Maus hat ein wenig die Angst vor mir verloren und läuft auch, wenn ich auf dem Bett sitze, durchs Zimmer.