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Endlich nach Berlin

20. - 26.10.2014

Also ich kann niemandem empfehlen freiwillig nach Lagos zu reisen. Als verhältnismäßig gut betuchter Weißer ist es nur möglich sich in von Polizei und Sicherheitsdiensten bewachten Zonen zu bewegen.

Bright ist in der Mitte zu sehen.
Einzig bei der Arbeit kam ich in Kontakt zu schwarzen Kollegen. Sie waren teilweise sehr nett. Einer, mit dem hübschen Namen Bright (strahlend), machte mit meinen Kollegen und mir ein Gruppenfoto und schenkte uns am nächsten Tag Abzüge. Auf die Frage, ob er dafür Geld möchte, verneinte er dies. Doch ein paar Tage später fragte er mich, ob ich Euros für ihn hätte, er sagte er will ein Euro Konto eröffnen. Ich gab ihm mein gesamtes Kleingeld.
Wie bei vielen Schwarzen, die in der zukünftigen Getränkeabfüllanlage anwesend waren, war mir erst nicht klar in welcher Funktion er arbeitete. Er suchte sich aber kein ruhiges Plätzchen, wie viele Andere, sondern wuselte immer um meine Kollegen und mich herum. Manchmal, wenn ich versuchte hoch konzentriert zu arbeiten, musste ich ihn sogar verscheuchen, denn er redet gerne.

Durch Nachfragen erfuhr ich, dass er eine höhere technische Ausbildung hat, selbständig ist und die Firma, die mich entsandte, ihn bezahlt, um uns zu unterstützen. Das tat er teilweise auch sehr gut.
Ich schwatzte ganz gern mit ihm und so wurde er mein Facebook Bekannter Nr.515.
Wenn ich ein paar Tage länger geblieben wäre, hätte ich gerne mit ihm das Grab von Fela Kuti, dem bekanntesten nigerianischen Musikers besucht. Er erzählte mir davon, dass er die Begräbnisstätte kennt, nachdem ich ihm meine Liebe zu Felas Musik gestanden hatte.
Hoffentlich bekomme ich jetzt nicht laufend Angebote von Frauen aus Nigeria, die mich kennen lernen wollen. Als ich nämlich sagte, dass ich unverheiratet bin, wollte er mir seiner Schwester vorstellen ;-).
Bisher kannte ich NigerianerInnen nur aus den Internet, die mir für ein paar tausend Dollar zehntausende geben wollten.

Da ich mich ein wenig eingesperrt fühlte, nutzte ich jede Mittagspause, um die Ikeja City Mall zu besuchen. Der Parkplatz ist stets gut gefüllt. Das Publikum ist zwar ausgesucht, aber nicht sehr nach meinem Geschmack, doch mit meiner Auslösung von 60 Euro täglich bin ich für durchschnittliche BürgerInnen Nigerias wohlhabend.

Diese müssen pro Tag mit zwei Dollar auskommen.
Ich besuchte das Einkaufszentrum, um meine Handykarte aufzuladen, Geld abzuholen und / oder um im Supermarkt einzukaufen,
In den schicken Restaurants sitzen dann auch ab und zu Weiße oder Gelbe.

Die können es sich leisten fünfzehn Euro für einen Teller Penne Arrabiata zu bezahlen, dazu ertönt Latino Mucke aus den Boxen.
Ich habe mich ein wenig in einen Imbiss mit nigerianischer Küche verguckt. Mr. Biggs ist zwar auch eine Fastfood Kette, doch essen hier normalerweise keine Weißen. 
Der hygienische Standard dort ist sehr hoch, doch teilweise ist das Essen sehr scharf.

Gerne aß ich dort Fisch oder Huhn mit Reis oder gebratenen Süßkartoffeln
Das links nannten sie Crowfish. Leider konnte ich über das Tier nichts herauskriegen, es schmeckte aber sehr lecker. Das Fleisch ist fest und unter der schwarzen Haut ist ein dünnes Fettpolster, das ein guter Geschmacksträger ist.

So ein Teller war auch mit 1800 Naira (ca. 9 Euro) recht preiswert.


Jetzt nach zwei Wochen Aufenthalt im bewachten Luxus freue ich mich darauf auf einer Strasse ohne Bewacher schlendern zu können, endlich wieder Vollkornbrot zu essen und die Liebste in die Arme zu nehmen.

Noch ein paar Infos zu Nigeria:
Amnestie International, Reporter ohne Grenzen, Transparence International, Ärzte ohne Grenzen