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01.02.2015

Foto Irmeli Rother
An den neuen Standort des Fotomuseums c/o Berlin lockte I. und mich besonders die Ausstellung zum Film Blow Up.
Ich fand den Film früher recht mittelmäßig. Für mich ist die Story zu flach und hauptsächlich eine Aneinanderreihung von geklauten Szenen aus dem Swinging London der sechziger Jahre.
London Sightseeing für Touristen.
Der Film Performance mit Mick Jagger in der Hauptrolle war für mich dagegen das Schlüsselwerk dieser Zeit.

© Tazio Secchiaroli
Trotzdem ist er ein Meilenstein in der Filmgeschichte der Fotografie. Es gibt nicht viele Filme, die einen Fotografen zur Hauptperson haben. Da er sich bei mindestens drei realen britischen Fotografen der Zeit bedient, ist er interessant.
Die Ausstellung ist auf alle Fälle sehr spannend.
Toll fand ich die Kombination von Filmausschnitten, Standfotos und den Fotos der realen Fotografen.


Die zweite Ausstellung im c/o zeigte Aufnahmen der Fotografin Lore Krüger. Sie war eine der großen weiblichen Fotokünstler am Ende der Zwischenkriegszeit. Sie war Antifaschistin und es gelang ihr die Flucht in die USA bevor die Häscher der Nazis sie in die Finger bekamen.
Sie studierte vorher in Barcelona und Paris Fotografie. In einer Zeit, in der diese begonnen hatte sich von den Fesseln der reinen Abbildung der Wirklichkeit zu lösen.

© Lore Krüger
Neben den eher abstrakten Werken erarbeitete sie soziale Reportagen und portraitierte.
Sie wurde zwar nicht von den Deutschen im KZ ermordet, wie einige Fotografinnen, die rassisch minderwertig waren oder / und sich im Widerstand befanden, aber es ist bezeichnend, dass sie erst heute wieder entdeckt wurde. Während die Nazionalsozialistin Leni Reifenstahl in der BRD ihre Karriere nach einem kurzen Einbruch als gefeierte Fotografin und Filmemacherin fortsetzte. In ihren Werbefilmen für die NSDAP erkannten "Kritiker" plötzlich eine revolutionäre Ästhetik.
Bei soviel geschichtlicher Verantwortungslosigkeit ist es nicht verwunderlich, dass heute Rassisten unter dem Mantel von Pegida ihren Schwachsinn verbreiten und die herrschende Politikerkaste an ihren Lippen hängt.
Punks mit einem Deutschland halt die Schnauze T-Shirt sind mir lieber.


Die dritte Ausstellung war mit Arbeiten von Niina Vatanen bestückt. Beyond the Visible Surface war der gewählte Überbegriff. Sie versucht mit der digitalen Überarbeitung von Fotos die Dinge unter der Oberfläche sichtbar zu machen.
Meist bearbeitet sie gefundene Privatfotos und fügte farbige Überblendungen hinzu. Naja... In einer Abteilung zeigte sie eigene Fotos, die ein wenig Mysteriöses ausstrahlten.
Diese fand ich ansprechender.

cold hunter, 2013
In einer Nebenausstellung wurden dann noch die Talente 30, eine Auswahl von jungen FotografInnen präsentiert. Diese werden vom c/o ausgesucht und im Haus gezeigt.
Dieses Mal waren es Hannah Peterson und Luise Schröder. Frau Schröder kannten wir aus Hamburg von der Ausstellung GUTE AUSSICHTEN − junge deutsche fotografie 2011/2012. Sie kokelt gerne alte Fotos ihrer Heimatstadt Dresden an und fügt sie zu Collagen. Damit will sie an den erfolgreichen Angriff alliierter Bomber am Ende des zweiten Weltkriegs erinnern.

Foto: Luise Schröder
Unsere Nachbesprechung fand im Cafe Hardenberg statt.

Foto Irmeli Rother