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Kunst, Fisch, Theater

2015.04.04

Wir machten eine Tagesausflug nach Potsdam.

Als Erstes lag die Sperl Galerie auf unserem Weg.
Sie war uns schon vom letzten Potsdamrundgang bekannt, sie lohnt immer wieder den Besuch. Das Haus ist eine modernistische Hässlichkeit, wie sie in den siebziger Jahren in Ost und West gebaut wurden. Zusätzlich ist es heruntergekommen und so das Gegenteil von einladend. Innen sind die großen hellen Räume wie geschaffen für die Präsentation von Kunst. Auch große Formate finden hier Platz.


Das Ehepaar Sperl betreibt die Galerie seit kurz nach der Einverleibung der DDR und Herr Sperl trägt auch augenzwinkernde Werke wie die Fleischwölfe oben bei.
Frau Sperl war anwesend und wusste auch zu erzählen, wie das Kunstwerk links entstand. Das Paar hat die riesigen Hummerscheren von einem befreundeten Koch bekommen und ihr Mann hat sie kreativ verarbeitet.
Zu vermuten ist, dass er sich selbst und seine Frau dargestellt hat.

Neben der Verkaufsausstellung auf der Empore sind auch immer wechselnde KünstlerInnen zu bestaunen.
Diesmal zeigte Hans Scheurerecker Gemaltes.
Viele seiner Werke ließen sich durchaus im Aufklärungsunterricht, Thema äußere Organe des Frauenunterleibs, einsetzen,
Uns gefielen seine Bilder.

Bis zum 31.Mai 2015 könnt ihr sie noch sehen.

Als sich dann der große Hunger meldete, gingen wir ritualhaft ins Fischrestaurant Butt. Dort wurden wir immer gut bedient und geschmeckt hat es immer prima.
Die Liebste bannte ihr Mahl auf die Platte, wie es die FotografInnen Anfang des letzten Jahrhunderts sagten und taten.

Nach einem Spaziergang zur Verdauung trafen wir am Hans Otto Theater an der Schiffsbauergasse ein, dem imposanten Neubau an der Havel.
Der Namensgeber Hans Otto war ein Kommunist und Schauspieler, der 1933 von der deutschen SA ermordet wurde.

Das Haus und die Umgebung ist sehr fotogen. Meine Fotografin knipste sich rund um das Gebäude den Zeigefinger wund. Zum Glück hat sie eine Digitalkamera.
Den Weltuntergang am gegenüber liegenden Ufer ließ sie sich natürlich nicht entgehen.
Bis zur Auferstehung.

Im Theater staunten wir nicht schlecht über die gelungene Inneneinrichtung. Es ist auch innen ein tolles Haus.
Im Foyer schlürfte ich noch einen Roten und wartete auf den Gong und dem Beginn des Schauspiels.
Die Romanvorlage von Leo Tolstoi, Auferstehung, kannte ich bisher nicht

Aber Tolstoi hat auch ziemlich viel geschrieben.

In dem Stück erkennt ein Adliger bei seiner Tätigkeit als Schöffe in der Angeklagten die Frau, die er als junger Mann geschwängert hatte. Er fühlt seine moralische Schuld, trennt sich von seinen Gütern und folgt ihr in die Verbannung.
Um den Roman zu verstehen, muss man wissen, dass viele Angehörige der russischen Oberschicht um die Jahrhundertwende verstanden hatten, dass die widerliche Zarendiktatur ihrem Ende entgegen dämmerte. Einige Adlige verschenkten ihre Güter, Studenten gingen aufs Land, um die Bevölkerung zu bilden und anarchistische Zellen erschossen so manchen Blutsauger.
Diese aufgeladene Atmosphäre spiegelt sich auch im Roman Auferstehung wieder.

Das Ensemble des Stücks transportierte den Stoff gelungen auf die Bühne.
Von Petersburg ging es turbulent ins Straflager. Zwölf Schauspieler bewältigen das Kunststück sich in 56 Rollen zu verwandeln und den 600 Seiten Roman umzusetzen.
Besonders die weibliche Hauptrolle, Meike Fink als Katharina Maslowa, bezauberte uns.
Mit der drei stündigen Inszenierung von Auferstehung waren wir fast vollständig einverstanden.

Die Kritiken der Anderen: Kulturradio, Potsdaner Neuste Nachrichten, Süddeutsche Zeitung, Märkische Allgemeine

Alle Fotos bis auf eines © Irmeli Rother