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Große Auftritte

18.04.2015

© Marco Borggreve
Immer wieder Samstags führe ich die Liebste gerne aus. Diesmal zu einer musikalischen Darbietung.
Wir hörten ein zweigeteiltes Konzert des Konzerthausorchesters im Konzerthaus am Gendarmenmarkt
Der Dirigent war Michael Sanderling.
Besonders in Teil zwei kam er dabei ordentlich ins Schwitzen.

Vor der Pause erklang das Frühwerk für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op.37 vom Ludwig van Beethoven. Das ist ein recht beschwingtes Stück, anders als es die grimmig drein blickende Skulptur des Komponisten ein paar Meter von unserem Sitzplatz vermuten ließ.
Symbiotisch mit dem Orchester agierte der Tastenzauberer Arcadi Volodos am Flügel. Das Publikum klatschte sich die Hände rot, so das der Solist noch eine kleine Zugabe spielt.

© Marco Borggreve
Im zweiten Teil hörten wir die 7. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsc, die Leningrader Sinfonie. Diese ist eine Verbeugung vor dem Widerstand der Bevölkerung der Stadt gegen die Deutschen Besatzer.
„Ich widme meine Siebente Sinfonie unserem Kampf gegen den Faschismus, unserem unabwendbaren Sieg über den Feind, und Leningrad, meiner Heimatstadt ...“
– Schostakowitsch: Artikel vom 19. März 1942 in der Prawda



Das Aushungern der Stadt von vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 stellte eines der größten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht gegen die Bevölkerung der Sowjetunion dar.
Gemeinsam mit der finnischen Armee wurde die Stadt umzingelt, Nahrungsmittel wurden nicht in die Stadt gelassen und so verhungerten um eine Millionen BewohnerInnen in den dreieinhalb Jahren der Belagerung.
Die rassisch minderwertige Bevölkerung auslöschen, war das Ziel der deutschen Heeresleitung. Ähnlich verfuhr sie auch mit den Millionen verhungerten sowjetischer Kriegsgefangenen, die in Lager gepfercht und nicht ernährt wurden. Diese Verbrechen ordnen sich ein in den so genannten Hungerplan, der Nahrungsmittel aus der Sowjetunion ins deutsche Reich abzog und damit bewusst Hungersnöte provozierte.
In Leningrad wurde Schostakowitscs Symphonie während der Belagerung am 9. August 1942 aufgeführt.
Wir satt und in unseren bequemen Sesseln im Konzerthaus waren aber trotz der Distanz zum Geschehen tief beeindruckt und meiner Liebsten lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter.
Das Stück und die kraftvolle Interpretation durch das Orchester waren der Grund.