Dieses Blog durchsuchen

Heiraten SCHÖN!!!

26. - 28.08.2016

FREITAG

Weil die Ex unter die Haube kam, machte ich mich mit der Liebsten auf zur Alten Molkerei Molkenberg. Ein Gästehaus, in dem die Freunde des Brautpaares mit ihm feierten.

Bei der Anreise mit dem Auto dorthin trödelten wir. So pausierten wir in Rathenow.
Wir parkten an der Stadtschleuse. An der Havel sieht die Stadt schnuckelig aus, aber als wir ins Zentrum kamen, dachte ich, es wäre Sonntag, so tot war die Stadt, doch es war Freitag.
.
Spannend waren aber die drei eisernen Kameraden, die an Tagelöhner erinnerten, die einstmals am Hafen auf Jobs warteten.
Die Stadt ist mit einfallslosen Neubauten bebaut und fordert so wie sie aussieht zur Nutzung der Umgehungsstraße auf.

Das einzige gelungene Gebäude erschien mir das Kulturhaus. Über dem Eingang prangt der Name Johannes R. Becher. Der war u.A. ein wichtiger Kulturfunktionär der DDR. Leider fand ich nichts zum Haus. Auch die Geschichte Rathenaus ist im Internet wenig präsent, als wenn es da viel Peinliches zu verstecken gibt.

Nun kann man den Bauleuten nicht vorwerfen, dass nach dem Ende des Deutschen Reiches die Stadt in Trümmern lag
Es fielen nicht nur verdientermaßen Bomben auf die Stadt, der Kriegsverbrecher General Keitel zog noch nach dem Selbstmord des Gröfaz (Größter Führer aller Zeiten) im Mai 1945 Truppen in Rathenow zusammen. Bei der Niederschlagung des Widerstandes zerschoss die Sowjetarmee den Rest der Gebäude. Leider war Keitel einer der wenigen Nazis, die hingerichtet wurden. Hunderttausend seiner Gesinnung wären besser gewesen. Das Wiedererstarken von rassistischen Parteien wie der AfD wäre schwieriger.

In einem Café aß ich  Würzfleisch, die DDR Alternative zu Ragout Fine. In diesem Fall mysteriöse Fleischstücke in einer Mehlpampe mit Käse überbacken. Chic sah es ja aus, doch der Geschmack war untergründig. Es ist doch komisch, was ich meinem Magen aus DDR Nostalgie zumute.

Gegen Abend erreichten wir das Gästehaus. Gelegen ist dies nah bei der Havel und so ging meine Liebste erst mal schwimmen, ich stand im Wasser und schaute ihr dabei zu.
Das Wetter war so toll, dass wir den ganzen Abend im Garten verbrachten.

SAMSTAG

Mittags fuhren wir mit dem Brautpaar zur Trauung nach Tangermünde.
Viel sahen wir nicht von der Stadt, aber das Wenige begeisterte uns. Die Altstadt ist überwiegend erhalten und gut restauriert.
Die Eheschließung von Susel und Strolch fand in der entwidmeten Salzkirche statt und war feierlich. Das Haus war gut gefüllt und nach dem Ringtausch spielte ein junger Iraner persische Liebeslieder.
Fast hätte ich geheult.

Danach zogen wir ans Elbufer und  genossen Sekt und Häppchen.
Zwischendurch ließen sich die Ehepartner mit Freunden fotografieren. Dabei zog Strolch den Kürzeren, die aktivere Susel ist in so vielen Kreisen eingebunden, wie kaum jemand.



Wieder in Molkenberg gab es erst mal lecker Essen. Als dann die Sonne sank, spielte Lüül und Band Rockiges. Strolch ist mit der Band befreundet und so war dies der erste Programmpunkt auf der Party. Ich kannte die Band noch nicht und war besonders von der musikalischen Vielfalt begeistert.

Auch die intelligenten deutschen Texte gefielen mir sehr gut.
Die Fete ging noch die Nacht weiter bis zum Sonnenaufgang.

SONNTAG

Nach einem ausführlichen Frühstück verliessen wir das Hochzeitspaar. Wir nutzen das Auto, um Schloss Roskow zu besuchen. Dort findet jährlich die Gruppenausstellung "Rohkunstbau" statt. Das Schloss liegt so abseits, dass es ohne einen fahrbaren Untersatz kaum zu erreichen ist.
Der Rohkunstbau fand zum zwölften Mal statt. Diesmal unter dem Motto „Zwischen den Welten – Between the Worlds“. Die KünstlerInnen waren:

Edouard Baribeaud, Ammar al-Beik, Angela de Cruz, Sokari Douglas Camp, Anthony Giocolea, Jia, Clemens Krauss, Ryan Mosley, Arne Schreiber, Peter Strauss, Hamid Sulaiman.
Es fällt mir schwer von dem Besuch dieser Kunstausstellung abzuraten, zumal mir die Arbeiten einiger KünstlerInnen gut gefielen.
Zu den Gründen:
- Es ist eine eher durchschnittliche Ausstellung, wie sie in Berlin ständig stattfindet.
- Es wird ein Eintritt von acht Euro verlangt.
- Zu all diesen Übeln ist auch noch das Fotografieren der Werke verboten

Eigentlich lohnt sich der Besuch nur, wenn man / frau in der Gegend zu tun hat. Das Schloss selbst ist kein guter Rahmen
Das reißen auch die bezaubernden Damen vom Handarbeitsverein Roskow nicht raus. Sie verkaufen Kaffee und selbst gebackenen Kuchen und Gehäkeltes.


Eine Fotografin auf dem Damenclo
Alle Fotos: Irmeli Rother

Leif in Laibzisch III.

14.08.2016

Auch am Sonntag stiegen wir wieder aufs Rad.

Zuerst besuchten wir die russisch orthodoxe Kirche, die wir am Vortag nur von ferne sahen.
Die St.-Alexi-Gedächtniskirche zur Russischen Ehre, ist von außen sehr imposant. Gerade fand jedoch ein Gottesdienst statt, so das wir von einem Besuch des Inneren absehen mussten.
Die Kirche wurde zum Gedenken an die 20.000 russischen Soldaten gebaut, die für den Blutsauger Zar Alexander krepierten.

Leider stand und stehen die Orthodoxen gerne an der Seite der Machthaber, ob Zar oder Putin.
Aber unsere deutschen Katholiken und Evangelen sind da keinen Deut besser. Sie lassen sich das Segnen der Mörder auch vom Staat bezahlen.

Danach fuhren wir durchs grüne Leipzig zum Markkleebergsee. Auch eine Hinterlassenschaft des Braunkohle Abbaus im Übertageabbau. In einem Café an der schicken Uferpromenade, bei Kuchen und Türkentrank, entschieden wir uns gegen eine Dampferfahrt.

Foto Robert Geipel

Dafür für den Besuch des Deutschen Fotomuseum, das ebenfalls im Ortsteil Markkleeberg liegt. Damit ein wenig außerhalb. Es ist jedoch auch architektonisch ein Juwel.

Trotzdem dem es schönes Wetter war und der nicht zentralen Lage war es gut sehr besucht. Die ständige Ausstellung bietet einen Überblick über die Geschichte der Fotografie, mit historischen Gerätschaften und Aufnahmen beginnend mit den Daguerrotypen.

Weniger interessant war eine Sonderausstellung des Wettbewerbs des Fotodienstleisters CEWE unter dem verdächtigem Motto "our word is beautiful" Einige Fotos waren ziemlich ansehnlich, doch viele eher guter Durchschnitt.

Richtig exzellentes zeigte die zweite Sonderausstellung Ullrich Wallenburg "Die Andere Sicht". Er ist ein Meister der digitalen abstrakten Fotografie. Seine Arbeiten begeisterten uns.

Ihr habt noch bis zum 25.09.2016 Zeit seine Arbeiten zu betrachten


Strampeln macht hungrig. Zum Ende der Tour kehrten wir ins Restaurant CoonSTanze ein.
Dies ist im Areal des Werk 2 angesiedelt. Einer ehem. Metallfabrik, die heute als Kulturzentrum genutzt wird.

Alle Fotos außer Fotomuseum Irmeli Rother


Leif in Laibzisch II.

13.08.2016

An diesem Wochenende war meine Liebste im Hochhausappartement zu Gast.
Das Wetter war schnucklig und so erkundeten wir das Neuseenland südlich von L. by bike.

Eine ordentliche Portion Kultur gehörte natürlich dazu.
Am Samstag begannen wir deshalb im Grassi Museum. Das zwischen 1925 und 1929 errichtet Haus beherbergt u.A. ein Designmuseum und bietet eine würdige Atmosphäre für besondere Ausstellungen.


Unser spezieller Anlass das Grassi zu besuchen war die Ausstellung von Arbeiten des Designers Tapio Wirkkala (1915 - 1985).
Der war einer der kreativen Köpfe von Iittala, einer finnischen Glasfabrik mit künstlerischem Welt Niveau.
Es wurde eine breite Palette seiner Entwürfe gezeigt, von denen viele verwirklicht wurden und die heute Design Klassiker sind. Einiges davon würde ich sogar zu Hause in die Vitrine stellen.

Auf dem Weg nach Süden kamen wir an einem riesigen Granitklotz vorbei. Dieser wird Völkerschlacht Denkmal genannt. Die Sieger des Gemetzel vom 16. bis 19. Oktober 1813 feiern sich dort. Eine Koalition um Napoleon schlug sich mit diversen reaktionären Monarchien und verlor die Schlacht. Etwa 100.000 in Armeen gepressten Soldaten ließen für div. Gewaltherrscher ihr Leben.
Eigentlich sollte man den Granitklotz in die Luft sprengen.

Doch die deutschen Patrioten lieben den Krieg und seine Opfer, aber am liebsten, wenn sie selber nicht dabei krepieren. So pilgern sie in großer Menge an die heroischen Denkmäler. Leichen pflastern ihren Weg.

Im Anschluss radelten wir zum Crospudener See und um den See herum. Neben den zehntausenden Lungenkranken ein bezaubernder Nachlass des Braunkohletagebau rund um Leipzig. Die BewohnerInnen kommen  hierher zum Badenvergnügen.

Ich kann mich noch daran erinnern wie es dort nach der Einverleibung der DDR aussah. Anheimelnd wie der Mond.

So viel Kultur und strampeln macht hungrig.

Da meine Liebste und ich Spanien affin sind, schien mir ein Tapas Restaurant der krönende Abschluss des Tages. So landeten wir im Bustamante. Der Lagen ist sehr spanisch, sogar der Besitzer und die Kellnerin stammten daher. Es gab selbstverständlich keine Fertigtapas aus der Tiefkühltruhe.

So etwas wird einem leider öfter in Berlin angeboten.
Für Tierfreunde sind der ausgestopfte Stierkopf und Stierkampfplakate gewöhnungsbedürftig, doch das Essen war exzellent, der Wein süffig und der Hof hinter den Restaurant / Hotel rustikal aber hübsch.

Als wir ankamen, war er noch recht leer, doch er füllte sich im Laufe des Abends gut.
Wir hatten ein Menü für zwei bestellt. Was ihr seht ist die Vorspeise, Pata Negra, Papas arrugadas, Gaspacio, Datteln im Speckmantel und Manchego.
Es folgte noch Einiges.

Leider kann ich euch den Preis des Festmahls  nicht nennen, die Liebste lud mich ein.
Den Rest des Abends danach verbrachten wir auf de Balkon meiner Hochhauswohnung.
Auch nachts ist der Ausblick phantastisch und regelmäßig schoss Feuerwerk in den Himmel.

Alle Fotos Irmeli Rother

Leif in Laibzisch I.

06.08.2016

Mein Chef hat mich wieder mal nach Leipzig geschickt, um Garantiereparaturen an Eisenbahnen durchzuführen. Meine Unterkunft ist im 24. Stockwerk des Wintergartenhochhauses gleich beim Bahnhof. Es ist mit seinen gut hundert Metern Höhe und dem Symbol der MusterMesse auf den Dach gut auffällig. Es wurde in den siebziger Jahren in der DDR errichtet und 2004 modernisiert.
Es ist ein Wohnhaus mit 1, 2 und 3 Zimmerwohnungen. Ich nutze eine nur wenig unter dem Dach.

Foto: Michael Vogel
Natürlich kaufte ich mir bei der Ankunft am Bahnhof den Kreuzer, das lokale Stadtmagazin. Das Städtchen hat Einiges kulturell zu bieten.
Am Samstag besuchte ich das Sommerfest des Westflügels, einem Kulturzentrum im Stadtteil Plagwitz.

Das Wetter spielte mit und was das Zentrum aufbot, war toll. Es wurde allerlei Theatralisches geboten. Zum Beispiel ein Illusionist, der uns vorführte wie gern wir uns illusionieren lassen. Es ist desisollusionierend erfolglos zu versuchen herauszukriegen, wie die Tricks funktionieren.
Nett war auch eine Wahrsagerin, die aus dem Bauchladen heraus den Klienten eine tolle Zukunft versprach.
Auch die Kurzen kamen nicht zu kurz. Sie wurden geschminkt, warfen Bälle und wurden mit Popkorn gefüttert.

Besonders bezaubernd fand ich die Performance Das Lobbüro der Flunkerproduktion. Die Mission war: "all die individuellen Vorzüge der vorbei - schauenden Besucher ans Licht zu fördern und endlich angemessen zu würdigen."
Empfangen wurden diese von Matthias Ludwig, der auf Stelzen hinter einem Schalter wartete. Er stimmte das Publikum ein und stellte die kleinen Gruppen zusammen, die Claudia Engel mit u.A. Puppenspiel so gut unterhielt, dass sich in den Gesichtern der ZuschauerInnen nach den 20 Minuten Performance Fröhlichkeit spiegelte.


Auf einem Flyer entdeckte ich, dass die FlunkerInnen beim Festival Kulturblüten in Wahlsdorf im Fläming mit der Produktion "Mutter Krauses Fahrt ins Glück" vertreten sind. Wenn ich nicht bei einer Hochzeit wäre, würde ich dort gerne Mäuschen sein.

Leider musste ich das Fest gegen 21 Uhr verlassen, doch ich werde das Haus sicher wieder besuchen, denn dort gibt es auch noch die nette Fröhlich und Herrlich Bar.