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Fotos vom Profi

28.11.2011

In der Berlinischen Galerie werden in letzter Zeit öfter aus den Nachlassen bedeutender Fotografinnen Ausstellungen zusammengestellt. Diesmal vom Verborgenen Museum initialisiert. G. und ich ließen uns bei einer Führung das Werk von Eva Besnyö erklären.

Die in Ungarn geborene Fotografin lebte und arbeitete von 1930 - 1933 als Bildreporterin in Berlin und floh dann rechtzeitig nach den Niederlanden. Vor der Besetzung nahm sie an bedeutenden Ausstellungen teil. Später kämpfte sie in Widerstand gegen die Deutschen und ihre Vasallen im Untergrund. Sie fälschte Pässe und Papiere.

Nach dem Krieg arbeitete sie dann in den Niederlanden hauptsächlich an Fotoreportagen. Dabei entfernte sie sich von den von der Malerei abgeleiteten Regeln. Es spielte für sie nicht mehr so eine Rolle, ob der Schatten markant ist oder ob Fluchtlinien an den Goldenen Schnitt angelehnt sind. Momente zu erfassen wurde ihr wichtiger.
Besonders toll fand ich, dass sie die Aktionen der Dollen Minas, einer feministischen Gruppe aus den 60ern, dokumentiert hat. Von denen  hörte ich im Fernsehen. Die Minas wurden damals in den deutschen Medien verlacht, verrückte Dinge fordernde Frauen waren das.

Als ein paar Jahre später die Frauenbewegung in Deutschland ankam, blieben der Journaille die dummen Sprüche im Hals stecken.
Leider fand ich nur ein Video in holländischer Sprache, in dem sich Veteraninnen erinnern. Schön anzusehen ist es trotzdem.



Wir wurden von einer Volontärin der Berlinischen Galerie durch die Ausstellung geführt. Die Führung erfüllte trotzdem meine Erwartungen, die junge Dame war erstaunlich kompetent. Leider erlebte ich schon anderes. Am liebsten lasse ich mich von Kuratoren führen.

Ein Sams voll Kultur

19.11.2011

Comicausstellung

Kreuzberg ist in Berlin der Bezirk der Comiczeicher, Spezialgeschäften und Ausstellungen von Cartoons. Schund nannte man / frau Comics noch in meiner Jugend. Die deutsche Kultur sollte edel sein. Zum Glück ist hier eine große Veränderung eingetreten. Heute firmieren einige Comics unter Graphic Novel (grafische Erzählung), haben aber auch nicht mehr viel mit den Schundheften meiner Kindheit zu tun.

Die Abenteuer des Ritters Sigurd von Eckbertstein waren handlich genug, dass man / frau sie im Schulunterricht unter der Bank lesen konnte. Diese so genannten Piccolos wurden sogar als jugendgefährdend eingestuft, ich las sie um so lieber.
Kreuzberg als Plattform für die Ausstellung The Browse war somit gut gewählt. Sie fand sowohl auf der Galerie der Marheineke Markthalle, als auch an diversen Orten im Bezirk statt.


In der Markthalle traf ich dann viele von mir geliebte Zeichner wieder.

Erich Rauschenbach
Lillian Mousli

Finnischer Basar

Vor Weihnachten veranstalten Menschen aus dem Norden gerne Basare. Dieser diente zur Unterstützung verschiedener sozialer Projekte. Er fand im Finnland Zentrum in Kreuzberg statt. Augenstern verkaufte an einem Stand Kunsthandwerk aus Namibia.

Damit wollten sie dort AIDS-Arbeit unterstützen. Im ganzen Haus standen FinnInnen hinter Tischen und versuchten uns das Geld für gute Zwecke aus der Tasche ziehen. Draußen gab es noch Renntierbratwurst und am offenen Feuer gegrillten leckeren Lachs.

Psychoanalyse und Sex

Abends gingen wir dann noch ins Kino Neues Off. Eigentlich stand uns der Sinn nach dem neuen Film Die Haut, in der ich wohne von Pedro Almodovar. Der war jedoch abgesetzt und so nahmen wir mit Eine dunkle Begierde von David Cronenberg vorlieb.

In der Geburtsphase der Psychoanalyse treffen Freud, Jung und eine begehrenswerte Patientin aufeinander. Jung wirkte schwanzgesteuert und landet in ihr. Die Geschichte beruht auf Tatsachen.
Der Film verkauft sich gut als Historiendrama mit einer Sexgeschichte um ein attraktives Paar. Zum Glück haben heutige Seelenklempner den Ehrenkodex sexuelle Beziehungen zu PatientInnnen zu unterlassen, denn das ist Sex mit Abhängigen.


Kritiken der Anderen: Spiegel, Zeit, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau

finnisches happiness

18.11.2011

Wieder mal gewann ich Karten, diesmal für Tanztheater. Augenstern und ich besuchten das Stück: "No one escapes the spectacle of happiness" Die Neugierde und das finnische Nationalgefühl lockten uns in die Uferstudios in Wedding.

Wir wollten schauen wie die Choreografin Milla Koistinnen das Thema umsetzt. Aus dem Programmheft war zu entnehmen, dass es um den Tod eines kleinen Mädchens ging, doch im Stück war diese Geschichte nicht zu erkennen.
Zwei Männer und eine Frau agierten auf der Bühne. Es gab nur eine poetische Sequenz. Sichtbar hinter einer Leinwand tanzte ein Mann mit einem kleinen Mädchen. Dieses schwebe im Film auf der Leinwand.
Wir waren froh, dass die Vorstellung nicht allzu lange dauerte.

Aphrodisiakum

15.11.2011

Der Neubau anno 1914
Ein Lustspiel, bei dem es was zu lachen gibt, und sogar herzhaft, hatten wir der Volksbühne Berlin nicht zugetraut. Augenstern und ich waren dort in den letzten Jahren manchmal einigermaßen unterhalten, oft aber gelangweilt und genervt aus Vorstellungen gekommen.

So waren wir etwas misstrauisch, als ich Karten für "Die spanische Fliege" geschenkt bekam. Sollten wir einen Montagabend dafür opfern lebendiges Beiwerk einer verkopften Inszenierung zu werden?
Wir googelten etwas und stießen auf überschwengliche Kommentare.

So fassten wir Mut und im Nachhinein waren wir genauso begeistert wie die KritikerInnen. Der turbulente Schwank von Franz Arnold und Ernst Bach aus dem Jahr 1913 über die bürgerliche Doppelmoral im wilhelminischen Reich ist etwas einfach gestrickt.

Die Geschichte: Mehrere Männer der guten Gesellschaft hatten vor Jahren unabhängig voneinander Sex mit einer Tänzerin, genannt die Spanische Fliege. Davon darf natürlich niemand etwas wissen. Besonders die Frauen nicht. Dann taucht noch ein vermeintlicher Sohn auf.

Als der auch noch vermeintlich Geld möchte, ist die Aufregung groß. Zum Schluss zeigt sich aber, dass alles ein Missverständnis war.
Trotz der altbackenen Geschichte amüsierten wir uns göttlich.
Dazu trug auch das Bühnenbild bei. Den Boden bedeckte ein überdimensionaler Orientteppich, dessen Faltenwurf zu diversen Stolperaktionen beitrug. Darunter war in einem Bereich ein Trampolin versteckt, so dass die Darsteller auch fliegen konnten. Ein toller komödiantischer Abend. Schaut den Applaus.



Die Kritiken der anderen: Spiegel, Tagesspiegel, Kulturradio

Klee, nicht mehr ganz grün

12.11.2011

Auch Blogger wurden geboren. Um meinen Geburtstag angemessen mit Kultur zu feiern, lud ich FreundInnen in das Puppentheater Schaubude ein. Dort spielten Friederike Krahl und Melanie Sowa "Über den Klee..oder Der Knochen in meinem Kopf" ein Stück über den Maler Paul Klee.

Frau Schlau und Paul Klee
Die Darsteller waren Nachbauten der Handpuppen, die er für seinen Sohn anfertigte. Am Anfang seiner Karriere konnte er seine Familie mit Malen nicht ernähren. So arbeitete seine Frau als Klavierlehrerin.

Tod mit Frau
Er betreute den Jungen zu Hause. Ab 1906 lebten sie in München.
Dreißig von fünfzig Puppen sind erhalten. United Puppets spielte mit ihnen eine Art Biografie von 1906 bis zu seinem Tod 1940.

Sein Sohn Felix
München war damals die europäische Kunstmetropole. Hier gab es mehr Freiheit als in Berlin, wo der Kaiser versuchte seinen beschränkten Geschmack beim Kunstankauf der Museen durchzusetzen. Klee wurde als Maler bekannt und Mitarbeiter im Blauen Reiter.
1914 zog er für die imperialistischen Interessen des deutschen Kapitals in den 1. Weltkrieg. Zum Glück überlebte er das Stahlgewitter. In der Weimarer Republik wurde er berühmt.

Begrüßung, 1903
Nachdem die Deutschen Hitler zum Führer erkoren hatten, entschieden sie sich Kraftprotzerei und Mütterkitsch als Kunst zu bezeichnen. Klees Bilder wurden als entartet gebrandtmarkt.


Zum Glück bot die Schweiz ihm und seiner Familie Asyl. KünstlerInnen, die in Deutschland blieben, erhielten meist Malverbot. Klee konnte bis zum Tod frei malen.
Katze und Vogel, 1928

Karaoke de Luxe

10.11.2011


T. und ich besuchten eine Performance in der Galerie 5th people project in Wedding. Japanische KünstlerInnen gehören zur Gruppe und so bot es sich förmlich an, eine Playbackshow mit japanischer Schlagermusik zu veranstalten. Zwei Travestiedarsteller spielten die Schlagersterne. Zu den Songs erschienen sie jedesmal in neuer Verkleidung. Das war kurzweilig und witzig. Das Weddinger Kulturpublikum amüsierte sich genauso wie wir. Als die Beiden dann auf der Strasse performten, kam es dann auch zu Begegnungen mit den "normalen" Weddinger Kneipengängern. Die staunten nicht schlecht.




Die Liebesfälscher

07.11.2011

Nah bei meiner Wohnung wurde das Bundesplatz Kino von neuen Besitzern übernommen. In einer kurzen Schließzeit wurden bessere Sitze und ein kleines Café eingebaut. So besuchte ich das kleine Bezirkskino noch lieber.

Ich sah Die Liebesfälscher von Abbas Kiarostami. Leider war der Film so schlecht, dass ich am nächsten Morgen den Titel vergessen hatte. Die Geschichte: Mann und Frau kennen sich kurz.

Sie werden von einer Café Besitzerin für ein Ehepaar gehalten. Daraufhin spielen sie ein nach 15 Jahren Ehe enttäuschtes Paar.
Trotz der guten Schauspieler, war das zum Einschlafen langweilig.

Das Paar, gespielt von Juliette Binoche und William Shimell, überzeugte wegen der zu flachen Geschichte nicht.
In den Feuilleton-Kommentaren war jedoch von einem spannenden Spiel um Original und Kopie zu lesen.

Kritiken der Anderen: Süddeutsche, Zeit, FAZ, FR, TAZ

Jazzfotos

02.11.2011

Susanne Schapowalow hat zwischen 1948 -1965 als Fotografin die Größen des Jazz abgelichtet. Ihr Fotoband Sophotocated Lady wurde im Ellington Hotel Berlin präsentiert. Die 81 jährige Dame thronte derweil recht entspannt unter einem Bild vom Jazzmaler Dietrich Jünger.

Ihr zu Ehren blies der Leiter des Jazzfestes Berlin Nils Landgren die Posaune.Während des folgenden Interviews antwortete die Lady recht zurückhaltend. Ich hatte das Gefühl, sie fand das was sie zu sagen hat steht doch im Buch.

Als ich danach ihren Fotoband anschaute, staunte ich. Ihr war es gelungen sehr intime Momentaufnahmen zu erzielen.
Wenn ihr im Ellington Hotel unterwegs seid, schaut euch um, an den Wänden hängen hundert Fotos der Sophotocated Lady.