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Kunstschüler

27.07.2013

Die jährliche Leistungsschau der Kunsthochschule Weisensee fand wie in den Jahren zuvor in den Uferhallen im Wedding statt.

Unter dem Titel Familienaufstellung trat der Nachwuchs an. Da wir seit Jahren diese Schau besuchen, meinen wir, dass der Jahrgang 2013 weniger gut ist als die zuvor. Wir fanden es auch Schade, dass niemand das Spezifische des Straßenbahn Depots in seine Arbeit einbezog.

Nicolas Fontaine, Quantum Gate
Eine gefällige Assemblage aus zwei Bildern, einem gefiederten Geweih und einem asiatischen Tor.
Mirjam Martinovic, Parochet
Ziegelsteine aus dem Modellbau und Brot ergaben eine ansehnliche Skulptur.
Eriko Yamazaki, o.T.
Sehr gelungen fand ich diese Waben. Wespen und Schwalben bauen Ähnliches.
Katja Eklöf-Wietzke
Isä, 67 vuotta, alkoholisti
Übersetzung: Papa, 67 Jahre, Alkoholiker.
Eine interessante, sehr finnische Skulptur.
Von 54 Auszustellenden fanden wir leider nur vier erwähnenswert. Hoffentlich sind es im nächsten mehr.

Radeln zur Kunst

20.07.2013

Wir machten uns mit dem Radle auf den Weg nach Schöneweide, ein Stadtteil, der sonst oft durch seine Nazis in die Nachrichten gerät.

© Hermann Günther
Auf dem Weg besichtigten wir die Hufeisensiedlung in Britz. Diese wurde von den Architekten Bruno Taut und Martin Wagner entworfen.
Gebaut wurde sie von 1925 bis 1933. Genossenschaften mit sozialer Ausrichtungen errichteten damals überall in Deutschland ähnliches.

Das Ziel waren Wohneinheiten für DurchschnittsverdienerInnen. Im Gegensatz zu den Mietskasernen, die private Spekulanten in der Kaiserzeit errichten durften, sollten die Wohnungen menschengerecht sein und luftig im Grünen liegen.
Da ist die Hufeisensiedlung heute auch noch Vorbild.

Im Inneren des Gebäudeblocks befinden sich, um einen Weiher herum gruppiert, Bäume und Rasenflächen.
Gerne hätten wir eine Zwischenstopp in der Kneipe Zum Hufeisen eingelegt, doch sie war wegen Urlaub geschlossen. Nebenan befindet sich außerdem ein Info Zentrum.

In Schöneweide tobte "Kunst am Spreeknie". Dort gerieten wir aus Zufall in einen temporären Fotosalon. Den hatte Georg Krause eingerichtet, um sein Projekt "Auch ich bin ein Berliner" durch zu führen. Er wollte für jeden der 190 Nationen einen / eine VertreterIn ablichten, um die Vielfalt Berlins zu dokumentieren.

Sich dafür gerade Schöneweide auszusuchen erscheint mir gewagt. Ein bunter Bezirk wie Kreuzberg oder Neukölln ist das gerade nicht.
Aber er hatte Glück, meine Liebste ist Finnin. Sie malte ein Schild, auf dem sie ihre Doppelidentität beschrieb und ließ sich damit ablichten.
© Georg Krause
In einem Lichtblick in Schöneweide, dem Cafe LaLü, tranken wir Kaffee und schauten spannende Fotos von Harald Hauswald an. Es wurden unbekannte und unveröffentlichte Arbeiten aus seinen Auslandsreisen gezeigt.

Die eigentlichen Kunstaktionen fanden jedoch auf dem Gelände der ehemaligen Kabelwerke Oberspree statt. Die KWO waren einer der Großbetriebe der DDR. Auf dem riesigen Areal zwischen der Spree und der Wilhelminenhofstraße wurden Kabel und Leitungen für die Elektroindustrie gefertigt.
Nach der Einverleibung der DDR durch die BRD sorgte die Konkurrenz aus dem Westen dafür, dass der Betrieb pleite ging.

Heute stehen viele Gebäude leer. Einige werden jedoch von KünstlerInnen genutzt.
Im ehemaligen Umspannwerk besuchten wir eine Ausstellung.
Schön morbide war es dort.
Mit Preisen zwischen 500,- und 39.000,- Euro war die Spanne, der zum Verkauf angebotenen Werke, sehr groß.

Wir knipsten was uns gefiel.

Moxc, Moses, 1.800 €
Oxana Mahnac, In the Bathtube, 3.000 €
Ivan Prieto, birdman, 6.500 €
Sandra Setzkorn, hunter, 2.200 €
Markus Withmann, Sandinstallation, 8.000 €
Jens Tümmel, s.O. 1.900 €
S. Cersosimo, l'orso, 1.100 € 
Ivan Prieto,  Der blaue Hase, 1.500 €

Unter den Ausgestellten war viel Bemerkenswertes. Leider reichte unser Kleingeld nicht, um etwas zu kaufen. Den Preis für die Sanduhr, die regelmäßig mit einer Schaufel nachgefüllt werden muss, fand ich unverschämt.

Weiter zogen wir und entdeckten das Cafe Schöneweile beim Industrie Salon Schöneweide. Viel ist hier wohl nicht los, wenn nicht gerade Kunst am Spreeknie ist.
Das Cafe ist etwas langweilig, aber das Werbeplakat ist bezaubernd.
Im Industrie Salon wird die Geschichte des Industriestandorts beschrieben.
Dort faszinierte mich eine Sonderausstellung von Skulpturen aus Elektronikschrott der Fa. m.BATMAN ELEKTRONIK.

Diese sitzt in einem Laden in der Herrmannstraße nah beim U-Bahnhof Boddinstraße. Die Arbeiten bewunderte ich schon öfter durch das Schaufenster.
Ich fachsimpelte mit dem Techniker und die Liebste betrachtete fasziniert das Kleid und den Schmuck aus E-Schrott. Typisch Geschlechter determiniert.

Doch der Höhepunkt erwartete uns noch.
Direkt an der Spree liegt das Atelierhaus Kunstalarm, so rasteten wir erst mal beim Wasser und genossen eine Kunstpause.
BLNHEAT 2.0 nannte sich die Art Show, der Schergen der Kunst, die uns erwartete.

Erst sang und spielte der mir bekannte Matt Grau Songs mit eigenen Texten am Ufer.
Das erinnerte mich etwas an Klampfen am Lagerfeuer, aber war mit Bratwurst, Rotwein und einem Schuss Spree Romantik gut zu ertragen.
Leider kann ich dem Musiker aber keine Weltkarriere voraussagen.

Ausgeruht und satt schauten wir die Ausstellung an.

Freiraum
wovor dem Kinde
 graust das hält
der Vater für gar nichts

der freie Fall
Alle Bilder von Florian Hagen

Matt Grau
Mamas, Papas, Kinders Müllpark
(Sozial kritische Kunst zu Zeiten der Gentrifizierung in Kreuzberg)

Er malt erheblich besser als er singt!
K.W.D.
Killerameisen

Die riesigen Viecher krabbelten über eine ganze Wand,
K.W.D
It´s springtime

Eine süße Zitronenschale aus blauen Fahrrad Reifen
Moseke Pelda
Aleppo Playground

Auch politische Aussagen, klug verpackt, waren zu sehen. Leider war nicht zu erkennen, wer diese Patronen nach Syrien geliefert hat.

Danach war eine Modenschau angekündigt. Ich erwartete etwas Langweiliges und wurde sehr angenehm enttäuscht.
Es begann mit einem genialen Musiker am Cello, der frei improvisierte und auf das Kommende einstimmte.
Dazu gesellte sich eine hübsch gestylte Vorleserin.



Dann liefen Modells auf,
ein Paar jonglierte,
eine voltagierte am Seil,
sie performten in den Räumen,
und trugen Wollmasken.
Birgit Neppl war die Designerin und Choreografin.
Wir ließen uns begeistern.
Am der Hausbar tranken wir etwas Wein und freuten uns über den gelungen Abend. Die VeranstalterInnen hatten das Fest super toll ausgerichtet.
Als ich das Herrenklo mit den angeschraubten Stilettos vor dem Becken sah, musste ich dann los prusten. So etwas Verrücktes ist mir noch nie begegnet. Wenn es doch bei jedem Kunstfest so spannend zugehen würde!
Den Rest des Abends schauten wir auf die nächtliche Spree.


Das Copyright für die Fotos liegt bei Irmeli Rother.

Nah dran!

16.07.2013

Wieder mal eine vorzügliche Fotoausstellung in der Berlinischen Galerie.
Tobias Zielony zeigt in der ausgestellten Serie Jenny, Jenny Aufnahmen von Sexarbeiterinnen ohne dabei Voyeurismus zu bedienen.
Er zeichnet eher das Elend auf, dass den Beruf umgibt.

Light Box, 2013, © Tobias Zielony
Die Mär, dass Hure ein Beruf ist, der befriedigt und glücklich macht, ist spätestens nach dem Betrachten der Bilder unhaltbar.
Obwohl der Fotograf inszeniert, wirken seine Arbeiten sehr authentisch.
Oft erkennt man nicht viel, wie bei dem Foto rechts. So geht unsere Phantasie auf Reisen.
Setzt sich die junge Frau im Licht des Schaufensters einen Schuss oder dreht sie eine Zigarette?
Wir werden es nie erfahren.

Schulter, 2013, © Tobias Zielony
Auch bei der Aufnahme links ist unsere Vorstellungskraft gefragt.
Ohne das Wissen, dass Zielony mit der Kamera im Rotlichtmilieu unterwegs war, könnte es sich auch um eine Frau handeln, die sich unter Rotlicht räkelt.
Doch so kommt mir die Internet Peepshow in den Sinn, bei der vor der Videokamera masturbiert wird, während minütlich Beträge vom Konto des Betrachters abgebucht werden.

Dirt Field, 2008, © Tobias Zielony
In einer Zweiten Serie wurden Eindrücke vom Leben von Jugendlichen in Trona einer heruntergekommen Ortschaft in den USA gezeigt.
In diesem gottverlassenen Nest am Rande vom Death Valley herrscht Langeweile pur und die Kids schlucken Amphetamine, hoffen dass das dagegen hilft.

Die Ausstellung ist bis zum 30.09.2013 geöffnet.

Trocken im Regen N°1

11.07.2013


Ich reiste mit der Liebsten über Nürnberg nach Regensburg. Diesmal benutzte die Deutsche Bahn die Ausrede "Die Jahrhundert Flut". Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Maulwürfe in der Bahn versuchen zu beweisen, wie schwachsinnig es ist Staatsaufgaben zu privatisieren und auf Profitmaximierung auszurichten.
Gut, wir bekamen einen Teil vom Ticketpreis erstattet, aber das Rumsitzen auf Bahnhöfen ist nicht gerade erheiternd.

Doch in Nürnberg bescherte uns der verpasste Anschlusszug Zeit zu einem Stadtbummel.
In der Unterführung zur Altstadt entdeckten wir dieses Schaufenster. Doch weshalb wird Ersatzhaar an so exponierter Stelle angeboten? In Berlin liegen ähnliche Geschäfte eher versteckt.

Sind die NürnbergerInnen so eitel, dass sie sich das Haupthaar scheren um schicke Perücken aufzusetzen? Das konnten wir nicht klären.
Dafür wissen wir jetzt wo es die besten Brezeln der Welt gibt. Bei bei Brezen Kolb schmecken sie unvergleichlich gut.
Alleine dafür lohnt ein Besuch der Stadt.

Doch unser Ziel war Regensburg. Die zweite Station unser Erkundungsreise von alten römischen Kastellen. Das hieß einstmals Castra Regina und beherbergt die 3. Italienische Legion. Römische Soldaten, wie in Köln, stehen dort zwar nicht rum, aber ihre Gene haben sie wohl großzügig verteilt.

Viele Regensburger sehen leicht italienisch aus.
Zwei Irrtümer über die Stadt möchte ich korrigieren.
- Es regnet nicht ständig. In Bayern fällt dort der geringste Niederschlag.
- Die Donau fließt hindurch, der Regen mündet nah dabei in die Donau.

Die Brücke hat ihren Ursprung im Mittelalter, als Regensburg eine bedeutende Handelsmetropole war und mit ihrer Hilfe Zoll für die Donau Überquerung verlangen konnte. Ebenfalls konnten Schiffe aufgehalten werden, die auch für die Passage bezahlen mussten.
So wurden die großen Plätze und der Dom finanziert.

Wie italienverliebt die Handelshäuser der Stadt waren, zeigt sich an den Patriziertürmen nach lombardischen Vorbild, die in der Stadt zu finden sind. Dabei galt die Devise, je höher desto bedeutender.
Heute sind die adligen Blutsauger, derer von Thurn und Taxis, die letzten der alten Schmarotzer.

Wir waren jedoch dorthin gereist, weil der Sohn der Liebsten mit Freundin dort wohnt und an diesem Wochenende das Jazzferkel durchs Dorf getrieben wurde.
Das Jazzweekend fand statt. Überall wurden Bühnen aufgebaut und in Kirchen und Kulturhäusern musiziert.


Doch vor dem Ohrenschmaus liefen wir über die Steinbrücke, die ihr oben seht, nach Stadtamhof, um im Biergarten Alte Linde zu chillen. Dort gibt es lecker Speisen und Bier. Bei gutem Wetter ein bezaubernder Ort.

Doch das Radverbot am Eingang brachte mich zum Nachdenken.
So ein Schild sah ich in Berlin nie. In meiner Heimatstadt kommen nicht viele auf die Idee ein Rad mit in die Kneipe zu nehmen.


Ich persönlich nehme gerne meine Freundin oder Bekannte mit in den Biergarten. Mit einem Fahrrad kann man / frau schlecht reden und es trinkt kein Bier. Deshalb schließe ich es draußen an. Kann es sein, dass die Bayern lieber die Schlösser an Brückengeländer hängen und die Schlüssel ins Wasser werfen. Zuzutrauen wäre es den Zenzis und Josephs schon.

Zurück in die Stadt gingen wir dann mit den "Kindern" über die eiserne Fußgängerbrücke. Ähnlich wie Köln hat Regensburg für die Kitsch LiebhaberInnen Platz geschaffen. Leider ist Berlin in dieser Beziehung dusselig, bestrafen und verbieten nutzt nicht viel. Die Berliner Brücken werden trotzdem beschlossen.

Wir fanden mit den jungen Leuten vor dem Brauhaus Dicker Mann einen freien Tisch und speisten dort. Das Essen war leider so lala. Dann gingen wir recht früh ins Bett, nachdem wir seit vier Uhr auf den Beinen waren.

Wieder unterliegen alle unbezeichneten Fotos dem Copywrite von Irmeli Rother.