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Liederliche Liedermacher

29.01.2015

Nicht alt, nur Schwarz / Weiss
Als Liedermacher noch nicht Songwriter genannt wurden, gab es im alten Westberlin in den siebziger Jahren mehrere Clubs, in den diese im halbstündigen Wechsel auftraten und ihr Können zeigten. Steve Club, GoIn und Folkpub erlaubten dem musikalischen Nachwuchs sich auszuprobieren. So manches Talent wurde damals entdeckt. Beppo Pohlmann, beschreibt ganz gut wie die Atmosphäre für Musiker in den Clubs war. Als Jugendlicher zog ich regelmäßig durch die Lokalitäten.

Weil einer von damals, der Gitarrist Sammy Vomacka, im Cafe Hardenberg aufspielte, hatten sich neben G. und mir viele MusikerInnen von damals eingefunden. Zwei, der Saxophonist Jo Kucera und der Sänger Tom Cunningham unterstützten ihn zeitweise.


Der Gitarrist spiele Fingerpicking Style, d.h. er hatte Metallzungen auf die Finger der Spielhand gesteckt, mit denen er die Seiten zupfte. Ragtime, Swing und Blues brachte er uns zu Gehör.

Das wegen des Konzerts gekommene Publikum waren überwiegend zottelige langhaarige alte Männer mit Bart. Gammler nannte sie die Springer Presse. Es war ihnen anzusehen, dass sie seit den alten Zeiten nur gealtert waren.
Auch die Erscheinung der wenigen Frauen erinnerten mich stark an wildere Zeiten.

Leider erinnerte die Beschallungsanlage auch an früher, Rauschen aus den Lautsprechern war gut zu hören.
Aber auch das Jüngere laut schwatzende, wohl touristische, Publikum rief in mir Erinnerungen hervor. In der Beschreibung Beppo Pohlmanns heißt es, dass es für die MusikerInnen entscheidend war, dass Auditorium musikalisch so zu überzeugen, dass es im Saal ruhig wurde.
Sammy Vomacka ist zwar älter geworden aber nicht mehr der Alte. Mittlerweile spielt er wohl meist vor andächtig Lauschenden.

So schimpfte der darüber, dass ein sich ein Teil der Anwesenden sich laut unterhielten.
- as times go by -
Doch sonst fand ich das Konzert Klasse, ganz besonders als die beiden Freunde mitspielten.
Das Cafe Hardenberg war ebenfalls eine Entdeckung für mich. Essen und Getränke sind gediegen und preiswert. Ein angenehmes Ambiente.

Punkt und Strich

23.01.2015

Schnell mal um die Ecke zur Vernissage, so mag ich es.
Die Galerie cubus-m zeigte Wonkun Jun "Jenseits der Logik". Eher klassisch gemaltes, wobei er, wie der Gallerist so schön sagte, sowohl zugefügt, wie auch entfernt. Der Künstler trägt Acryllack in bis zu dreißig dünnen Schichten auf und wischt ihn teilweise wieder ab. So entstehen etwas transparent und unscharf wirkende Bilder.


Die Werke sind sehr dekorativ und eigenen sich vorzüglich als Animation bei einem LSD Trip. Auch für Meditationsräume sind sie ideal. Eine Besucherin dachte allerdings, sie hätte vergessen ihre Brille aufzusetzen.
Der Künstler selbst ist leider sehr schüchtern. Er wollte noch nicht mal von mir vor seinen Gemälden fotografiert werden und er saß während der Vernissage in der Ecke und war scheinbar mit seinem Handy beschäftigt.
Ich hoffe, dass er trotzdem und trotz der Preise (von 1500,- bis 9000,- Euro) auch mal ein Bild verkauft.
Im Anschluss an die Eröffnung zog ich mit ein paar mir bis dahin Unbekannten zum Weintrinken ins P103. Darunter war ein Mann, Michael Melzer, der bei Robert Lemkes Was bin ich? Heiteres Beruferaten sicher ein volles Schweindel gewonnen hätte. Er ist Tierbestatter.

Wer jetzt jedoch sein kürzlich verstorbenes Flusspferd los werden will, sollte wissen, dass pro Kilo bezahlt werden muss. Außerdem wird der Radlader extra berechnet. Bei vier Meerschweinen und Gemeinschaftseinäscherung ist der Preis mit 25 Euro recht günstig, wenn die Leichen zusammen nicht mehr als ein Kilo wiegen. Auf alle Fälle wirkt sich eine kleine Diät vor dem Ableben finanziell günstig aus.
Günstiger ist die Tierkörper Beseitigung durch die BSR, das Flusspferd wird abgeholt und sie zahlen lediglich 30 Cent pro Kilogramm. Sie können ihr liebstes Tier aber auch im Garten vergraben, wenn dieser nicht in einem Wasserschutzgebiet liegt.

Walpurga trifft Rock

21.01.2015

Skulpturalles von Walpurga Pauels und Fotos aus der Zeitschrift www.rockinberlin.pl wurden bei einer Vernissage im Freien Museum Berlin präsentiert.

1. Die polnisch / deutsche Zeitschrift Rockin Berlin.

c/o Marek Szlachcic-Tritscher
In diesem Teilbereich  wurden Fotos von mehr oder weniger prominenten BerlinerInnen gezeigt.
Die Fotos fand ich eher durchschnittlich, was aber auch daran liegen mag, dass mich Promis nur sehr wenig interessieren, ich finde sie langweilig.
Besonders doof fand ich die Fotos einer polnischen Misswahl. Ich dachte die Welt ist über solchen Schwachsinn hinaus gewachsen.
Die Malerei / Foto Colagen gefielen mit dagegen recht gut.

2. Der Ausstellungsteil von Walpurga Pauels firmiert unter dem Titel "Cutis Chrys(t)alis - Broken Characters"

Sie ist eine KonzeptkünstlerIn, die in einem Raum das Thema Wasser mit dem Thema Salz und Zucker verknüpfte.
So war die links liegende Freya aus salzigen Nori Algen geformt und mit Kandis Zucker Stücken bestreut.
Die anwesende Künstlerin erklärte sehr gut ihre Arbeiten.
So verstand ich ihre Kunstwerke besser und fühlte mich gut informiert.
Auch die im Nachbarraum zu sehenden aus textilen Netzen gefertigten Figuren waren sehr ansehnlich.
Insgesamt waren ihre "Gebrochen Charakter" sehr phantasievoll gestaltet und professionell ausgeführt.
Walpurga Pauels ist für mich eine künstlerische Entdeckung.

Zeit sich zu häuten

Aus der Vogelperspektive betrachtet

17.01.2015

I und ich schauten im Babylon Kreuzberg "Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach".
Ein schwedischer Episodenfilm mit schwarzem Humor.

Die Hauptpersonen sind zwei Herren, die sich als Scherzartikel Verkäufer versuchen. Sie leben in einem Männerheim und ihre Verkaufsschlager ( Vampirzähne, Lachsack und eine Gummimaske) sind keine Bringer.

Die beiden Komiker tauchen jedoch nur in einigen Szenen auf, denn im Film gibt es keine durchgehende Handlung.
Er beginnt mit drei Szenen, in denen Menschen sterben. Ganz alltägliche Menschen, die ganz alltäglich sterben. Der Regisseur Roy Andersson inszeniert dies genauso lakonisch wie den Rest des Films. So stirbt ein Passagier einer Fähre beim Einkauf am Selbstbedienungstresen. Da er sein Bestelltes schon bezahlt hat, fragt die Kassiererin die anderen Mitfahrer, wer das Bier und das Krabben Brötchen geschenkt haben möchte.

Einzig den Scherzartikel Verkäufern bietet sich die Chance den ZuschauerInnen näher zu kommen. Das liegt daran, dass die anderen SchauspielerInnen meist kurz und oft auch in verschiedenen Rollen auftauchen.

Außerdem hält die Kamera immer viel Abstand. Sie steht immer statisch im Raum, insgesamt soll es nur neununddreißig Einstellungen geben.

Eine Klammer im Film ist der Satz: "Es freut mich zu hören, dass es euch gut geht". Dieser wird von Personen in verschiedenen Szenen gesprochen. Jedesmal ist deutlich zu sehen, dass er nur eine Floskel ist, eigentlich verlogen.

Das Setting, in dem die Schauspieler sich bewegen, ist recht spärlich ausgestattet.

Doch als an der Kneipe der König Karl XII, geboren 1697, mit seiner Armee vorbei in die Schlacht zieht, wird es zu einen Kostümfilm. Da der König wenig von Frauen hielt, nimmt er den hübschen jungen Kellner gleich mit.

Irgendwie sind die Bilder und Handlungen auch verstörend und teilweise unverständlich. Wer eine Komödie erwartet, dem wir das Lachen mit Sicherheit im Hals stecken bleiben.


Spätestens wenn zur Unterhaltung einer Geburtstagsfeier Sklaven in einen Kupferkessel getrieben werden. Nachdem darunter Benzin entzündet wird, bringen die Eingeschlossenen den Zylinder in Rotation und aus den Löchern ertönt ein Konzert des Leidens.

I. und ich empfehlen den Film uneingeschränkt!

Kritiken der Anderen: Spiegel, Stuttgarter Zeitung, critic, FAZ, NDR,



Zeichnet Kunst Coupons

15.01.2015

Dass die finanziell prekäre Lage von KünstlerInnen kreative Ideen gebiert, ist folgerichtig.
Im Haus am Lützowplatz versuchte Erik Niedling unter dem Motto "Eine Pyramide für mich" endlich mal nicht mehr auf KäuferInnen für seine Werken zu warten. Er entwarf ein Projekt, bei dem man / frau für 35 Euro Anteilscheine an einer Pyramide erwerben konnten, in der er sich bestatten lassen will.
Ich war sehr skeptisch ob dies funktioniert.
Irgendwann saß er mit seinem Mitstreiter Ingo Niermann hinter einem Schreibtisch. Zu meinem großen Erstaunen setzten sich immer wieder neue KundInnen davor und erwarben Anteile.
Zum Ende der Performance waren wohl fünfzehn Coupons verkauft, 525 Euro umgesetzt. Nicht schlecht!



Das Setting wirkte professionell. Die Coupons waren eindrucksvoll und KäuferInnen erhielten eine angeblich beim Finanzamt absetzbare Quittung gestempelt und unterschrieben. Nur bei der Frage, ob und wie man das eingesetztes Vermögen zurück erhält, waren die Antworten der Künstler recht ungenau.

Aber darauf kam es vielleicht auch nicht an. Es war nur zu erfahren, dass der Wert des Anteilscheins sich jährlich verdoppelt, d.h. er ist hypothetisch in fünf Jahren 560 Euro Wert. In zwanzig Jahren sind dies 36.700.160 Euro.

Nachdem alle Kaufwünsche befriedigt waren, traten hintereinander zwei KünstlerInnen an den Schreibtisch. Beide sind mit ähnlichen Konzepten unterwegs und tauschen ihre Aktien gegen Pyramiden Coupons.
Ich sprach sie daraufhin an.
1. Georg Johann Geißelmann steckt hinter dem Dollar / Yuan / Euro Projekt. Er druckt seine eigene Währung, die er gerne gegen andere eintauscht. Er demaskiert damit den Popanz Geld und den Hype darum und nimmt damit hoffentlich so viel ein, dass es zum Lebensunterhalt reicht.




2. Doris Koch gibt Kochscheine aus. Wer diese zum Ausgabekurs von 35 Euro kauft, wird Teil des Kunstprojektes und ermöglicht der Künstlerin ein Leben als Künstlerin. Ein sympathisches Projekt. Man / Frau kann so, ohne sich die Wohnung mit Krempel vollzuhängen, mit einem kleinen Geldbeitrag Kreativität unterstützen.

Drei auf einen Streich

08.01.2015

Sogar im verschlafenen Steglitz blüht vereinzelt spannende Kultur. Nicht mal hundert Meter vom Händelplatz entfernt, dort bin ich aufgewachsen, befindet sich die Galerie der Moderne. Im Rahmen der aktuellen Ausstellung Wolfgang Leber (Malerei), Ludmila Seefried-Matejkova (Skulpturen) und Silvia Sinha (Fotos) fand dort ein Künstlergespräch statt.

Die Schöpferin der Skulpturen war leider nicht anwesend. Wir, I. + ich, erkannten ihre Arbeiten, gesehen hatten wir sie bereits in einer Jahrespräsentation des Künstlersonderbundes in den Uferhallen im Wedding. Sie waren mir schon damals positiv aufgefallen.
Der Maler wurde am Anfang in einem Video vorgestellt. Er studierte in den sechziger Jahren Malerei in Berlin und orientierte sich seit dem besonders am Stil Picassos.
In Lebers Werken sind die Körper ähnlich "verdreht".
Die Fotografin kennen wir von einem Atelierbesuch.
Sie ist eine Vertreterin einer eher abstrakten Bildtechnik.
Strukturen stehen bei ihr im Fokus.
Uns beiden gefällt dies gut.

Die ca. zwanzig TeilnehmerInnen an der Diskussion waren, wie wir, mindestens kurz vor der Rente und wie ich nebenbei erfuhr, meist keine SteglitzerInnen.
Das tat dem Gespräch keinen Abbruch.
Doch fiel mir wieder auf, dass Steglitz eigentlich eine Einkaufsmeile mit angrenzendem Wohnumfeld ist. Total langweilig, auch weil die BewohnerInnen überwiegend keinen Emigrationshintergrund haben. Das einzig Gute ist die Verkehrsanbindung, wer weg will, hat vielfältige Möglichkeiten zu verschwinden.

Töne die Geschichten erzählen.

06.01.2015

Weil die Liebste Urlaub hatte, konnte ich sie um 13 Uhr zum Lunchkonzert in die Philharmonie ausführen.
Unter dem Motto "Gedichte ohne Worte" spielte das ELSE ENSEMBLE in dem Foyer. Es hat den Namen von der Schriftstellerin Else Lasker Schüler abgeleitet.
Die Mitglieder sind Franziska Hölscher - Violine, Hed Yaron-Mayersohn - Violine,

Avishai Chameides, Viola, Daniela Shemer - Violoncello, Teddy Ezra - Klarinette, Mor Biron - Fagott, Caspar Frantz - Kavier, Naaman Wagner - Klavier.
Auf dem Programm standen ausschließlich lyrische Kompositionen aus der Zeit der Romantik von
Felix Mendelssohn Bartholdy:

- Konzertstück Nr. 1 f-Moll op. 113
- Lieder ohne Worte op. 102 Nrn. 1 und 4
- Klavierquartett Nr. 2 f-Moll op. 2
- Konzertstück Nr. 2 d-Moll op. 114

wir beiden
Die musikalische Qualität der Aufführung war hervorragend und dadurch, dass in jedem Stück andere Instrumente beteiligt waren, war die Klangfärbung sehr facettenreich.
Die kostenlosen Lunchkonzerte finden fast jede Woche statt (Genaues findet ihr im Programmkalender auf dem Blog) und sind recht gut besucht, deshalb ist es klug um 12 Uhr zu erscheinen, um sich einen Sitzplatz auf der Treppe zu sichern.
Wir waren leider etwas zu spät und mussten stehen.

Fotos © Irmeli Rother

Scheinbar komisch

03.01.2015

Auf Drängen eines Freundes besuchte ich mit I. ein Comedy Programm im Theater Scheinbar, einer winzigen Bühne in Schöneberg. Drängen musste man mich, weil ich Comedy nicht besonders mag und genüsslich das Vorurteil pflege, dass Comedy eher was für Flachbrett BohrerInnen ist. Besonders wenn sie rassistische Vorurteile bedient und dann alle herzlich lachen. So war meine letzte einschlägige Veranstaltung bestimmt zehn Jahre her.

Damals riss der US-amerikanische Comedian Chin Meyer ziemlich dumme Witze über polnische Mitbürger.
Zum Glück geschah dies an dem Abend in der Scheinbar nicht.
Trotzdem war ich vom gebotenen Kessel Buntes nicht wirklich begeistert.
Masud Akbarzadeh versuchte den gelangweilten Conferencier zu geben und kam dabei teilweise langweilig rüber. Die anderen Auftretenden waren schlecht bis mittelmäßig.

Ausschließlich Heinz Blue konnte richtig überzeugen. Seine Präsenz in einem silbertürkisen Anzug war heftig und seine denglisch vorgetragene Geschichte herzzerreißend. In dieser Story gelang seiner Nachbarin trotz Hartz4 und Depris durch seine Unterstützung der Aufstieg zum Star einer Astro TV Sendung.

Ich weiß zwar nicht, ob es anständig ist über Menschen zu lachen, die so doof sind ihr Geld für Hokuspokus auszugeben und sich davon Hilfe zu versprechen, aber zumindest hatte die Nachbarin damit ihre Depris verloren. Ein kleines Happyend auf Kosten von Anderen.